6. Gunthramn unterwirft sich Chariberts Reich
Da aber die Pariser Childebert nicht aufnehmen wollten, sandte er Gesandte an König Gunthramn und sprach: „Ich weiß, teuerster Vater, daß es deiner Liebe nicht entgangen ist, wie eine feindliche Partei uns beiden bisher geschadet hat, also daß keiner von uns beiden nach seinem Rechte zu dem ihm gebührenden Anteil gelangen konnte. Deshalb bitte ich dich jetzt demütig, die Verträge, die zwischen uns nach dem Tode meines Vaters geschlossen worden sind(1), aufrecht zu erhalten." Darauf sprach Gunthramn zu den Gesandten: „Ihr Elenden, die ihr immer voll Hinterlist seid, in euch ist keine Wahrheit zu finden; denn ihr haltet nicht, was ihr gelobet. Seht, ihr habt alles übertreten, was ihr mir versprächet, und mit König Chilperich einen neuen Bund gemacht, daß sie(2) mich aus meinem Reiche jagten und meine Städte unter sich teilten. Siehe, hier sind die Verträge selbst, hier die Unterschriften eurer Hand, mit denen ihr diese Übereinkunft bekräftigtet(3)! Mit welcher Stirne verlangt ihr nun, daß ich meinen Neffen Childebert zu Gnaden annehmen soll, dessen Herz ihr mir durch eure Bosheit abwendig gemacht habt?" Darauf antworteten die Gesandten: „Wenn dich der Zorn so übermeistert hat, daß du deinem Neffen (nicht halten) willst, was du ihm versprochen hast, so stehe mindestens davon ab, ihm auch das M nehmen^ ^ was ihm von Chariberts Reich zukommt(4)." Er aber antwortete ihnen: „Seht, hier sind die Verträge, die unter uns gemacht sind, wonach niemand ohne den Willen seines Bruders S. 196 die Stadt Paris betreten, oder aber seinen Anteil verlieren sollte, und der Märtyrer Polyeuctus(1) sollte mit den Bekennern Hilarius und Martinus den richten und bestrafen, der den Vertrag überträte. Danach betrat aber mein Bruder Sigibert die Stadt, und er kam nach Gottes Gericht um und verlor seinen Anteil(2). Solches tat auch Chilperich(3). Well sie den Vertrag übertraten, verloren sie ihre Reiche. Und da sie nach Gottes Urteil und den in den Verträgen angedrohten Flüchen um^ekommen sind, werde ich nun das ganze Reich Chariberts «ü seinen Schätze^, wie es Recht und Gesetz mir zuspricht, meiner Gewalt unterwerfen und keinem davon etwas abtreten, es sei denn aus eigener freier Entschließung. Gehet also ihr von dannen, die ihr immerdar voll Lug und Trug seid, und meldet dies eurem Könige."