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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory of Tours (538-593) Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Siebentes Buch.

38. Von Gundovalds Ende

Zuletzt sandten die, welche die Stadt belagerten, da sie sahen, daß sie doch nichts ausrichten konnten, im geheimen Boten an Mummolus und sprachen: „Unterwirf dich deinem Herrn und stehe endlich von deiner Verkehrtheit ab. Denn welcher Wahnsinn verblendet dich dergestalt, daß du dich einem Unbekannten unterordnest? Dein Weib und deine Kinder sind S. 238 gefangen, deine Kinder vielleicht schon getütet. Wo willst du hin, und was erwartest du, als deinen Untergang?" Da er solche Botschaft vernahm, sprach er: „Schon geht, ich sehe es, unsere Herrschaft zu Ende und unsere Macht sinkt dahin. Nur eines ist noch übrig, und wenn ich wüßte, daß ich Sicherheit für mein Leben erhielte, so könnte ich euch viele Arbeit ersparen" Die Boten zogen ab, und Bischof Sagittarius begab sich mit Mummolus, Chariulf und Waddo in die Kirche, und sie gelobten dort einander eidlich, wenn sie Sicherheit erhielten und man ihnen das Leben verbürge, wollten sie den Bund mit Gundovald aufgeben und ihn selbst den Feinden ausliefern. Darauf kehrten die Boten zurück und versprachen ihnen Sicherheit für ihr Leben.

Mummolus aber sagte: „Mehr bedarf es nicht, ich selbst werde Diesen in eure Hände liefern, ich unterwerfe mich meinem Herrn, dem Könige, und werde eilen, mich ihm selbst vorzustellen." Darauf versprachen die Boten ihm, sie würden ihm, wenn er dies wahr mache, eine gute Aufnahme bereiten, und wenn sie ihm beim Könige nicht Gnade erwirken könnten, ihn in eine Kirche bringen, auf daß er nicht mit Verlust seines Lebens bestraft würde. Dies versprachen sie mit einem Eide und zogen von dannen. Mummolus begab sich daraus mit Bischof Sagittarius und Waddo zu Gundovald, und sie sprachen also: „Den Schwur der Treue, den wir dir geleistet haben, kennst du, der du hier stehst. Nun aber fasse einen heilsamen Entschluß: steige herab von dieser Stadt und stelle dich deinem Bruder vor, wie du selbst es oft gewünscht hast. Denn wir haben schon mit diesen Leuten gesprochen, und sie haben uns selbst gesagt, daß der König deine Kraft nicht entbehren will, da ja so wenige noch von eurem Geschlecht übrig seien." Aber jener merkte ihre List wohl und sprach unter Tränen: „Auf eure Einladung bin ich in dies gallische Land gekommen, und S. 239 von meinen Schätzen, in denen eine unermeßliche Menge von Gold, Silber und Kleinodien aller Art sich findet, ist manches in der Stadt Avignon geblieben, manches hat mir Gunthramn Boso entwendet. Nächst Gottes Hilfe habe ich auf euch alle meine Hoffnung gesetzt, euch meine Entschlüsse anvertraut, durch euren Beistand immer zu herrschen gewünscht. Nun mögt ihr es vor Gott verantworten, wenn ihr mich belogen habt, denn er selbst wird meine Sache richten." Da er solches sagte, antwortete Mummolus: „Wir sprachen nicht trügliche Worte zu dir; denn siehe, schon stehen tapfere Männer am Tore und warten dort auf deine Ankunft. Lege aber jetzt mein goldenes Wehrgehäng ab, mit dem du noch umgürtet bist, auf daß es nicht den Anschein habe, als trätest du hoffärtig auf; umgürte dich mit deinem eigenen Schwerte und gib mir das meine zurück." Da sagte jener: „Deutlich genug verstehe ich diese Worte; mir soll genommen werden, was ich bis jetzt von dem deinigen aus Liebe zu dir zu tragen pflegte." Mummolus versicherte ihm aber mit einem Eide, es werde ihm nichts Übles widerfahren.

Als sie nun aus dem Tore gingen, nahmen ihn Ollo, der Graf von Bourges, und Boso1 in Empfang; Mummolus aber kehrte mit seinen Genossen in die Stadt zurück und verrammelte dann das Tor. Als Gundovald sich so in die Gewalt seiner Feinde gegeben sah, erhob er seine Augen und Hände zum Himmel und sprach: „Ewiger Richter und wahrer Rächer der Unschuld, du Gott, von dem alle Gerechtigkeit stammt, dem die Lüge nicht gefällt und bei dem kein Trug und keine List der Bosheit bestehen kann, dir befehle ich meine Sache und bitte dich, daß du schnell zur Rache herbeieilst über die, so mich Unschuldigen der Gewalt meiner Widersacher über- S. 240 liefert haben." Da er dies gesagt hatte, bezeichnte er sich mit dem. Kreuze des Herrn und machte sich mit den genannten Männern auf den Weg. Und als sie vom Tore sich weiter entfernten, gab ihm Ollo einen Stoß, und da das Tal überall steil um die Stadt abfällt, stürzte er sogleich hinab. Ollo aber rief: „Sehet, das ist euer Ballomer2, der sich rühmt, eines Königs Bruder und Sohn zu sein," und warf seine Lanze auf ihn und wollte ihn töten, aber sie prallte an den Panzerringen ab und tat ihm nichts. Als Gundovald sich aber erhob, und wieder den Berg hinauflaufen wollte, warf Boso mit einem Steine nach ihm und zerschmetterte ihm den Kopf; da sank er nieder und verschied. Und es lief alles Volk herbei und durchbohrte ihn mit den Lanzen, man band einen Strick um seine Füße und schleifte ihn durch das ganze Lager des Heeres, riß ihm die Locken und den Bart aus und ließ ihn endlich uvbeerdigt an der Stelle liegen, wo er getötet worden war.

In der folgenden Nacht brachten die vornehmsten Männer in der Stadt3 alle Schätze, welche sie daselbst fanden, und die heiligen Kirchengeräte heimlich beiseite. In der Frühe wurden die Tore geöffnet, das Heer brach ein und metzelte alles Volk in der Stadt nieder; die Priester des Herrn mit ihren Gehilfen tötete man an den Altären der Kirchen selbst. Nachdem alle niedergemacht waren, daß keiner blieb, der an die Wand Pisset4, steckte man die ganze Stadt mit den Kirchen und den übrigen Gebäuden in Brand und ließ dort nichts zurück als den nackten Boden.


  1. Wohl nicht Gunthramn Boso, sondern der B. IX. Kap. 31 erwähnte Anführer König Gunthramns. ↩

  2. Vgl. S. 201. Anm. 2. ↩

  3. Die Führer nämlich des eingeschossenen Heeres, welche die Stadl verraten hatten. ↩

  4. Bgl. 1. Kön. 16. 11.  ↩

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