9. Wie Chilperichs Sohn der eine Eid anerkannt wurde
Hierauf begab sich der König nach Paris. Und er Hub an öffentlich vor allen zu sprechen und sagte: „Mein Bruder Chilperich soll bei seinem Tode einen Sohn hinterlassen haben. Dessen Erzieher(1) gingen mich auf Bitten seiner Mutter darum an, ihn am Fest der Geburt des Herrn aus dem heiligen Taufbad zu heben; ich versprach es, aber sie kamen nicht. Darauf baten sie mich, ihn am heiligen Osterfest taufen zu lassen, aber auch damals brachten sie mir nicht das Kind. Und zum drittenmal verlangten sie von mir, daß es am Feste des heiligen Johannes getauft würde, aber auch da kam es nicht. Sie haben mich daher genötigt, mich in dieser heißen Jahreszeit von Hause aufzumachen. Ich bin hierher gekommen, doch siehe, man verbirgt mir den Knaben und zeigt ihn nicht. Es scheint mir daher klar, daß die Sache sich nicht so verhält, wie man mir angegeben hat, sondern dies Kind gehört wohl, wie ich meine, einem unserer Großen(2) an. Denn wäre es von unserm Stamme, so wäre es gewiß mir gebracht worden. Es sei daher euch allen kund, daß ich es nicht anerkennen werde, wenn ich nicht sichere Beweise für seine Abkunft erhalte." Da dies die Königin Fredegunde hörte, gewann sie die angesehensten Männer ihres Reichs, drei Bischöfe nämlich und dreihundert von vornehmem Geschlecht, und mit ihnen leistete sie einen Eid(3), daß dieses Kind von König Chilperich gezeugt sei. So wurde dem Könige der Argwohn benommen.