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Werke Gregor von Tours (538-593) Historiarum libri x Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Achtes Buch.

39. Vom Tode mehrerer Bischöfe

In diesem Jahre starben viele Bischöfe. Unter ihnen auch Badigisil von Le Mans(2), ein Mann, der sehr hart gegen das Volk war und vielen ungerechterweise ihre Habe nahm und raubte. Seine an sich finstere und grausame Sinnesart verhärtete noch sein Weib(3), das noch schlimmer war und ihn durch die abscheulichsten Ratschläge zu Schandtaten anreizte. Es ging kein Tag vorüber, kein Augenblick, wo er nicht damit umgegangen wäre, die Bürger zu berauben oder Händel aller Art mit ihnen anzufangen. Er wurde nicht müde, täglich mit den Richtern Streitsachen zu verhandeln, sich weltlichen Geschäften zu unterziehen, gegen die einen zu toben, andere mit Schlägen zu bedenken, ja sogar mit eigener Hand zu prügeln, viele unter seine Füße zu treten. „Soll ich," sagte er, „weil ich Geistlicher geworden bin, etwa nicht mehr das Unrecht rächen, das man mir antut?" Wie kann dies bei ändern wundernehmen, da er nicht einmal seine eigenen Geschwister schonte, sondern die erst recht beraubte! Niemals konnten sie von ihm Gerechtigkeit wegen ihrer väterlichen oder Mütterlichen Erbgüter erlangen. — Als er das fünfte Jahr seines Bistums vollendet hatte und eben das sechste antreten wollte, und deshalb den Einwohnern der Stadt ein Gastmahl zugerichtet und sehr große Lustbarkeiten angestellt hatte, ergriff ihn plötzlich ein Fieber, und er beendete das Jahr, das er eben begonnen hatte, nur allzu schnell, denn es ereilte ihn der Tod. An seiner Stelle wurde Berthramn, der S. 304 Archidiakon von Paris, eingesetzt(1) Dieser hatte viele Streitigkeiten mit der Witwe des Hinterlassenen, weil sie die Güter, welche bei Lebzeiten Bischof Badegisils der Kirche gegeben worden waren, als ihr Eigentum zurückbehielt und sprach: „Es war eine Dienstentschädigung für meinen Mann." Aber, wie sehr sie sich auch sträubte, sie mußte doch alles herausgeben. Dies Weib war unglaublich boshaft. Oftmals schnitt sie Männern das Schamglied mit der Bauchhaut ab und versengte den Weibern die Schamteile mit glühendem Eisen(2). Noch viele andere abscheuliche Dinge tat sie, aber es ist besser, davon zu schweigen.

Auch der Bischof von Arles, Sabaudus(3), starb, und auf seine Stelle wurde Licerius, Referendar König Gunthramns, berufen(4). Die Provence verheerte gerade damals eine schlimme Seuche. Es starb auch Evantius, Bischof von Vienne, dessen Stuhl der Priester Virus, der von vornehmer römischer Abkunft(5) war, nach des Königs Bestimmung einnahm. Noch viele andere Bischöfe schieden in diesem Jahre aus dem Leben, aber ich will davon nicht weiter reden, weil sie, ein jeder in seiner Stadt, Denkmale ihres Wirkens zurückgelassen haben.

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