44. Von dem, der König Gunthramn ermorden wollte
Fredegunde schickte damals im Namen ihres Sohnes Gesandte an König Gunthramn. Sie brachten ihren Auftrag vor, erhielten Antwort und verabschiedeten sich. Sie verließen den Palast, hielten sich jedoch aus irgend welchen Gründen noch einige Zeit in ihrer Herberge auf. Am ändern Morgen begab sich der König zur Frühmette, und da ihm eine Wachskerze vorgetragen wurde, sah man einen Mann, gleich als ob er trunken sei, in einem Winkel der Betkapelle schlafen. Er war mit dem Schwert umgürtet und sein Speer an die Wand gelehnt. Der König sah ihn und rief aus, es ginge nicht mit rechten Dingen zu, daß ein Mensch in finstrer Nacht an solchem Orte schlafe. Man bemächtigte sich darauf seiner, fesselte ihn mit Riemen und fragte ihn, was sein Tun bedeuten solle. Und alsbald, als er auf die Folter gebracht wurde, sagte er aus, er sei von den Gesandten angestellt worden, den König zu töten. Darauf wurden Fredegundens Gesandte ergriffen, aber sie gestanden nichts von dem, worum sie befragt wurden, sondern sagten: „Wir sind einzig und allein deshalb abgeschickt, die Botschaft zu überbringen, die wir ausgerichtet haben." Darauf befahl der König jenem Mann verschiedene Martern anzutun und ihn in den Kerker zu werfen, die Gesandten aber ließ er zur Verbannung nach verschiedenen Orten ver-urteilen. Es war übrigens ganz augenscheinlich, daß sie von Fredegunde heimtückisch abgesandt waren, den König zu er- S. 311 morden, aber Gottes Barmherzigkeit ließ dies nicht geschehen. Unter ihnen war Baddo der angesehenste Mann(1).