Edition
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De Cultu Feminarum
II.
[1] Perfectae autem id est christianae pudicitiae appetitionem sui non tantum non appetendam sed etiam exsecrandam uobis sciatis. Primo quod non de integra conscientia uenit studium placendi per decorem quem naturaliter inuitatorem libidinis scimus. Quid igitur excitas in te malum istud? Quid inuitas cuius te profiteris extraneam? Tum quod temptationibus uiam aperire non debemus, quae nonnumquam quod Deus a suis abigat instando perficiunt, certe uel spiritum scandalo permouent. [2] Debemus quidem ita sancte et tota fidei substantia incedere ut confisae et securae simus de conscientia nostra, optantes perseuerare id in nobis, non tamen praesumentes. Nam qui praesumit minus iam ueretur; qui minus ueretur minus praecauet; qui minus praecauet plus periclitatur. Timor fundamentum salutis est, praesumptio impedimentum timoris. [3] Vtilius ergo si speremus nos posse delinquere quam si praesumamus non posse. Sperando enim timebimus, timendo cauebimus, cauendo salui erimus. Contra si praesumamus neque timendo neque cauendo difficile salui erimus. Qui securus agit, non, et sollicitus, non possidet tutam et firmam securitatem. At qui sollicitus est, is uere poterit esse securus.
Et de suis quidem seruis Deus pro misericordia sua curet et iam praesumere illis de bono suo feliciter liceat. [4] Quid autem alteri periculo sumus? Quid alteri concupiscentiam importamus? Quam si dominus ampliando legem a facto stupri non discernit in poena, nescio an impune habeat qui alicui fuerit causa perditionis. Perit enim ille simul ut tuam formam concupierit et admisit iam in animo quod concupiit, et facta es tu gladius illi ut etsi a culpa uaces ab inuidia non liberaberis. Vt, cum in alicuius agro latrocinium gestum est, crimen quidem dominum non constringit; dum rus tamen eius ignominia notatur, ipse quoque infamia aspergitur.
[5] Expingamus nos ut alteri pereant! Vbi est ergo: «Diliges proximum tuum sicut te ipsum»? «Nolite uestra curare sed alterius»? Nulla enuntiatio Spiritus Sancti ad praesentem tantum materiam et non ad omnem utilitatis occasionem dirigi et suscipi potest. Cum igitur et nostra et aliorum causa uersetur in studio periculosissimi decoris, iam non tantum confictae et elaboratae pulchritudinis suggestum recusandum a uobis sciatis, sed etiam naturalis speciositatis oblitterandum dissimulatione et incuria ut proinde oculorum incursibus molestum.
[6] Nam etsi accusandus decor non est ut felicitas corporis, ut diuinae plasticae aecessio, ut animae aliqua uestis bona, timendus est tamen uel propter iniuriam et uiolentiam sectatorum: quam etiam pater fidei Abraham in uxoris suae specie pertimuit et sororem mentitus Saram salutem contumelia redemit.
Übersetzung
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Über den weiblichen Putz (BKV)
2. Kap. Durch die Gefallsucht kann das Weib Gegenstand sündhaften Verlangens werden und sich fremder Sünden teilhaftig machen.
Zur vollkommenen, d.h. christlichen Sittlichkeit, müßt Ihr wissen, gehört, daß man nicht nur niemals wünsche, ein Gegenstand des Verlangens zu werden, sondern dies sogar verabscheue. Denn erstens kommt der Wunsch, durch Anmut zu gefallen, nicht mehr aus einem ganz unverdorbenen Gemüt, da wir wissen, daß Anmut das natürliche Reizmittel zur Sinnenlust wird. Warum also erregst du in dir dieses große Übel? Was ladest du zu Dingen ein, denen du deinem Bekenntnis nach fern stehen solltest? Zweitens dürfen wir keine Gelegenheit zu Versuchungen eröffnen, welche zwar bisweilen durch ihre Heftigkeit, wovor Gott die Seinigen bewahren möge, zur Vollkommenheit führen, aber doch sicher den Geist durch Ärgernis beunruhigen. Wir S. 188müssen in solcher Heiligkeit, so in der ganzen Fülle des Glaubens wandeln, daß wir in unserem Gewissen ruhig und sicher sind in dem Wunsche, so zu bleiben, ohne vermessen darauf zu bauen. Denn wer zuversichtlich ist, der ist weniger besorgt, wer weniger besorgt ist, ist weniger vorsichtig, wer aber weniger vorsichtig ist, der ist in größerer Gefahr, Die Furcht ist die Grundlage des Seelenheils, Zuversichtlichkeit aber ein Hindernis der Furcht. Nützlicher also ist es zu hoffen, daß wir imstande sein werden, die Sünde zu meiden1, als sich dessen zu vermessen. Denn haben wir diese Hoffnung, so werden wir besorgt sein; sind wir besorgt, so werden wir vorsichtig sein; sind wir vorsichtig, so werden wir gerettet werden. Wenn wir dagegen vermessentlich vertrauen, werden wir aus Mangel an Besorgnis und Vorsicht zugrunde gehen. Wer sich in Sicherheit wiegt, ist nicht besorgt und besitzt darum keine feste und zuverlässige Sicherheit, Aber wer besorgt ist, der kann wirklich sicher sein.
Zwar sorgt der Herr in seiner Barmherzigkeit für seine Diener, und sie dürfen hinsichtlich ihrer Wohlfahrt glücklicherweise sogar Vertrauen hegen. Warum aber wollen wir eine Gefahr für andere werden? Warum ihnen Begierden einflößen? Als ob Gott das Gesetz nicht erweitert und in Hinsicht der Strafe zwischen der unzüchtigen Tat und der Begierde danach einen Unterschied gemacht hätte? Ich weiß nicht, ob der straflos bleiben kann, der einem ändern zur Ursache des Unterganges wird. Der Nächste geht nämlich zugrunde, sobald er nach deiner Gestalt begehrt, und hat in seinem Herzen schon vollbracht, was er begehrt, du aber bist dann ihm zum Dolch des Todes geworden; und wenn du auch von Schuld frei sein solltest, so bist du doch nicht frei von Vorwurf, Wenn z. B. auf jemandes Acker ein Raubmord vollbracht wird, so wird das Verbrechen den Besitzer allerdings nicht berühren; wenn aber das Landgut dadurch in Verruf kommt, so wird auch seine Person durch die Schande mit betroffen. Wollten wir uns etwa schminken, damit andere dadurch zugrunde S. 189gehen? Wo bleibt da der Ausspruch: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst?“ Wollet nicht bloß an Euch denken, sondern auch an den Nächsten! Kein Ausspruch des Hl. Geistes darf bloß auf die augenblickliche Veranlassung, sondern muß auf jeden gelegentlichen Nutzen gehen und bezogen werden. Da also sowohl unsere eigene als auch des Nächsten Wohlfahrt bei Pflege des so gefahrvollen Liebreizes auf dem Spiele steht, so möget Ihr wissen, daß Ihr nicht bloß den Pomp geborgter und studierter Anmut zu verschmähen habet, sondern auch die von der Natur verliehenen Reize durch Verheimlichung und Vernachlässigung derselben zurückdrängen müsset, weil sie in gleichem Grade die Blicke belästigen. Wenn man auch die Anmut als ein körperliches Glück, als eine Beigabe der göttlichen Bildnerkunst, gewissermaßen als eine gute Hülle der Seele nicht anklagen darf, so ist sie doch mit Besorgnis zu betrachten wegen etwaiger Eingriffe und Angriffe von Lüstlingen, Solche hatte sogar der Vater des Glaubens, Abraham, bei der Schönheit seiner Gattin zu fürchten, und Isaak erkaufte sich sein Leben durch Schande, indem er Rebekka lügnerisch für seine Schwester ausgab2.