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Adversus Hermogenem
XVI.
[1] Igitur in praestructione huius articuli et alibi forsitan retractandi equidem definio aut deo adscribendum et bonum et malum, quae ex materia fecit, aut materiae ipsi, ex qua fecit, aut utrumque utrique, qui ambo sibi obligantur, qui fecit et de qua fecit, aut alterum alteri; tertius enim praeter materiam et deum non est. [2] Porro si dei erit utramque, uidebitur deus etiam mali auctor; deus autem, ut bonus, auctor mali non erit. Si materiae utrumque, uidebitur materia etiam boni matrix; mala autem in totum materia boni non erit matrix. Si utriusque erit utrumque, in hoc quoque comparabitur deo materia et pares erunt ambo, ex aequo mali ac boni adfines; aequari autem deo materia non debet, ne duos deos efficiat. Si alterum alterius, utique dei bonum et materiae malum, neque malum deo neque materiae bonum adscribetur; et bona autem et mala deus de materia faciendo cum ea facit. [3] Haec si ita sunt, nescio qua possit euadere sententia Hermogenes qui deum, quoquo modo de materia malum condidit, siue uoluntate siue necessitate siue ratione, non putet mali auctorem. Porro si mali auctor est ipse qui fecit, plane socia materia per substantiae suggestum, excusas iam causam materiae introducendae. Nihilominus enim et per materiam deus auctor mali ostenditur, si ideo materia praesumpta est, ne deus mali auctor uideretur. Exclusa itaque materia, dum excluditur causa eius, superest uti deum omnia ex nihilo fecisse constet. [4] Videbimus an et mala, cum apparuerit, quae mala, et an mala interim ea quae putas. Dignius enim de suo arbitrio produxit haec quoque producendo de nihilo, quam de praeiudicio alieno, si de materia produxisset. Libertas, non necessitas, deo competit. Malo uoluerit mala a semetipso condidisse quam non potuerit non condidisse.
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Gegen Hermogenes. (BKV)
16. Cap. Zusammenfassung der bisherigen Argumente und der logisch syllogistischen Widerlegung des Hermogenes.
Diesen Punkt, der anderwärts vielleicht nochmals zu behandeln ist,1 erledige ich hier bei Grundlegung der Sache also dahin: entweder muss man das Gute mit dem Bösen, was Gott aus der Materie geschaffen hat, Gott zuschreiben, oder der Materie, aus welcher er es geschaffen hat, oder beiden beides, weil sie beide wechselseitig verbunden sind, er, der geschaffen hat, und sie, aus der er geschaffen hat, oder dem einen das eine und dem andern das andere; denn ein drittes Wesen neben Gott und der Materie existiert nicht. Würde nun beides Gott zugehören, dann würde er auch als Urheber des Bösen dastehen; Gott aber, als der Gute, wird niemals der Urheber des Bösen sein können. Gehört beides der Materie, so erscheint die Materie als Ursache auch des Guten; die Materie aber, als vollständig schlecht, wird niemals Urheberin des Guten sein können. Wenn beides beiden gehört, so wird auch hierin die Materie Gott gleichgestellt und beide sind gleich und stehen dem Guten und Bösen von Rechtswegen gleich nahe. Allein die Materie darf Gott nicht gleichgestellt werden, damit man nicht zwei Götter bekomme. Wenn endlich dem einen das eine, dem andern das andere gehört, dann natürlich Gott das Gute, der Materie das Böse, und man wird weder das Böse Gott noch der Materie das Gute zuschreiben dürfen. Da aber Gott sowohl das Gute als auch das Böse aus der Materie erschafft, so handelt er in Gemeinschaft mit ihr. Wenn dem so ist, dann weiss ich nicht, wo die Ansicht des Hermogenes bleibt, S. 76 welcher Gott, mag er das Böse aus der Materie geschaffen haben, wie immer er will, — durch seinen Willen, aus Zwang oder durch die Vernunft, — nicht für den Urheber des Bösen halten will.
Wenn ferner derjenige der Urheber des Bösen ist, der es gemacht hat, allerdings mit Hilfe der Materie, die den Stoff lieferte, so beseitigst du damit sofort die Ursache, warum eine Materie eingeführt werden musste. Denn Gott steht trotzdem da, als Urheber des Bösen mittels der Materie, wenn die Materie deshalb angenommen wurde, damit Gott nicht als Urheber des Bösen erscheine. Nachdem so die Materie beseitigt ist, durch Beseitigung ihres Zweckes, so bleibt, nur die Annahme übrig, dass Gott alles aus nichts geschaffen habe. Ob auch das Böse, werden wir sehen, sobald klar geworden ist, um welche Übel es sich handelt, und ob das noch Übel sind, was du dafür hältst. Denn es ist schicklicher, dass er sie aus seinem freien Willen hervorgebracht habe, indem er auch sie aus nichts hervorbrachte, als von einem anderen Wesen darauf geführt, was der Fall wäre, wenn er sie aus der Materie erschaffen hätte. Die Freiheit ist es, die Gott zukommt, nicht die Notwendigkeit. Ich ziehe es vor, anzunehmen, dass er von sich selbst das Böse habe erschaffen wollen, als dass er nicht umhin konnte, es zu schaffen.
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Geschieht adv. Marc. l. III. ↩