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Adversus Hermogenem
VII.
[1] Si minorem et inferiorem materiam deo et idcirco diuersam ab eo et idcirco incomparabilem illi contendit, ut maiori, ut superiori, praescribo non capere ullam diminutionem et humiliationem quod sit aeternum et innatum, quia hoc et deum faciat tantum quantus est, nullo minorem neque subiectiorem, immo omnibus maiorem et sublimiorem. Sicut enim cetera quae nascuntur aut finiunt et idcirco aeterna non sunt, semel opposita fini quae et initio, admittunt ea quae deus non capit, diminutionem dico interim et subiectionem, quia nata et facta sunt, ita et deus ideo ea non capit, quia nec natus omnino nec factus est. Et materiae autem status talis est. [2] Igitur ex duobus aeternis ut innatis, ut infectis, deo atque materia, ob eandem rationem communis status ex aequo habentibus id quod neque diminui nec subici admittit, id est aeternitatem, neutrum dicimus altero esse minorem siue maiorem, neutrum altero humiliorem siue superiorem, sed stare ambo ex pari magna, ex pari sublimia, ex pari solidae et perfectae felicitatis quae censetur aeternitas. [3] Neque enim proximi erimus opinionibus nationum quae, si quando coguntur deum confiteri, tamen et alios infra illum uolunt. Diuinitas autem gradum non habet, utpote unica; quae si et in materia erit, ut proinde innata et infecta et aeterna, aderi[n]t utrobique, quia minor se nusquam poterit esse. [4] Quomodo ergo discernere audebit Hermogenes atque ita subicere deo materiam, aeternam aeterno, innatam innato, auctricem auctori, dicere audentem: 'et ego prima, et ego ante omnia, et ego a qua omnia; pares fuimus, simul fuimus, ambo sine initio sine fine, ambo sine auctore sine deo. Quis me deo subicit contemporali coaetaneo? Si quia deus dicitur, habeo et ego meum nomen. Aut ego sum deus et ille materia, quia ambo sumus quod alter est nostrum'? Putas itaque materiam deo non comparasse quam scilicet subiciat illi?
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Gegen Hermogenes. (BKV)
7. Cap. Die Materie soll nach Hermogenes kleiner und geringer sein als Gott. Das ist bei seinen Voraussetzungen unmöglich.
Wenn er behauptet, die Materie sei kleiner und geringer als Gott, darum von ihm verschieden und darum nicht mit ihm zu vergleichen, weil er grösser und erhabener sei, so erhebe ich die Einrede, was ewig und unentstanden ist, kann sich keine Verkleinerung und Erniedrigung gefallen lassen. Denn eben seine Ewigkeit macht Gott zu dem, was er ist, macht, dass er hinter nichts als der geringere und niedrigere zurücksteht, sondern im Gegenteil grösser und erhabener ist als alles. Denn wie die übrigen Wesen, welche entstehen und vergehen und darum nicht ewig, sondern einmal dem Untergange wie der Entstehung unterworfen, und auch dem, was bei Gott nicht vorkommen kann, nämlich der vorläufigen Verminderung und Unterdrückung, ausgesetzt sind, weil geworden und geschaffen, so kann umgekehrt bei Gott dergleichen nicht stattfinden, weil er überhaupt weder entstanden noch geschaffen ist. Letzteres ist aber eben das Wesen der Materie.
S. 68 Gibt es also zwei ungeschaffene, unentstandene und darum ewige Wesen, Gott und die Materie, welche wegen desselben gemeinsamen Zustandes auch in gleicher Weise das besitzen, was keine Verminderung und keine Unterordnung zulässt, d. h. die Ewigkeit, so werden wir auch nicht sagen können, dass eines von beiden geringer oder grösser sei als das andere, sondern beide stehen als gleich gross und gleich erhaben da, als in gleicher Weise im Besitz jener dauernden und vollkommenen Glückseligkeit, als welche die Ewigkeit betrachtet wird. Denn wir werden uns doch wohl nicht den Vorstellungen der Heiden nähern, die manchmal, wenn sie sich zur Anerkennung Gottes gezwungen sehen, doch noch andere Götter unter ihm beibehalten wollen. Im Göttlichen gibt es keine Abstufungen, denn es ist einzig. Sollte sich aber auch bei der Materie Göttliches vorfinden, weil sie ebenfalls ungeworden, ungeschaffen und ewig ist, dann ist es auf beiden Seiten vorhanden. Denn das Göttliche kann nirgendwo geringer sein, als es selbst.
Wie kann Hermogenes es also wagen, einen Unterschied festhalten zu wollen und die Materie in dieser Weise Gott unterzuordnen, das Ewige dem Ewigen, das Ungewordene dem Ungewordenen, die Urheberin dem Urheber? Sie darf den kühnen Ausspruch thun, auch ich bin die erste, auch ich bin vor allem, ich bin diejenige, aus der alles ist; wir sind gleichzeitig gewesen, beide ohne Anfang, ohne Ende, ohne Urheber, ohne Gott. Wer darf mich einem gleichzeitigen und gleich alten Gott unterordnen? Geschieht es, weil er Gott heisst, so sage ich, ich habe auch meinen Namen. Oder aber, ich bin Gott und er ist die Materie.1 Denn wir sind beide das, was jedes von uns ist. Bist du nun der Meinung, Hermogenes habe die Materie Gott nicht gleich gemacht, die er ihm allerdings unterordnet?
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Das zweitemal ist mit Fr. Junius statt aut zu lesen et. ↩