10.
Darum nun hob der Evangelist diese beiden Stammväter eigens heraus: den einen, weil er die Verheißung von der Sammlung der Heidenvölker empfing, den anderen, weil er die Offenbarung über die Abstammung Christi erhielt. Und deshalb wird (der letztere), wiewohl er in der Geschlechtsreihe später folgt, dennoch im Stammbaum des Herrn vor Abraham aufgeführt, weil eine Verheißung über Christus eine solche über die Kirche an Bedeutung aufwiegt; verdankt doch die Kirche selbst ihr Sein Christus. Der eine ist sonach Stammvater im leiblichen, der andere Stammvater im geistigen Sinn; der eine im Hinblick auf die Zeugung, deren er gewürdigt ward, der andere in Hinblick auf den Glauben der Völker. Höher als der Erlöste steht der Erlöser. Darum wird er Sohn Davids genannt: „Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes S. 124 Davids‟. Denn an erster Stelle sollte er als Sohn dessen bezeichnet werden, dem er als Sohn verheißen ward, mag immerhin der Apostel von Christus hervorheben, daß es auch dem Abraham verheißen wurde. „Dem Abraham nämlich sind die Verheißungen zugesagt worden und seinem Samen. Es heißt nicht ‚und den Samen‛ in der Mehrzahl, sondern in der Einzahl ‚und deinem Samen‛, das ist Christus‟1. Dem einen wird sonach die Zeugung im eigentlichen Sinn zugeschrieben, dem anderen die Stammvaterschaft; jenem ward zuteil, daß Jesus sein Sohn genannt wurde, diesem bleibt als Stammvater seines Geschlechtes und der Heidenwelt der Vorzug gewahrt, daß der Ursprung der Abstammung des Herrn von Abraham sich herleiten sollte: ihn, den Ahnherrn des Glaubens, sollte die Schrift auch als den Ahnherrn der göttlichen Abstammung dartun.
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Gal. 3, 16. ↩