13.
Wenn aber Matthäus den Stammbaum über Salomo, Lukas dagegen über Nathan herabführen zu müssen glaubte, scheinen sie damit teils die königliche, teils die priesterliche Geschlechtslinie aufzuzeigen. Dies dürfen wir jedoch nicht dahin verstehen, daß dem einen mehr Wahrheit als dem anderen zukomme, sondern beide stimmen in gleicher Glaubwürdigkeit und Wahrheit überein. Denn Christus war in der Tat seiner Menschheit nach sowohl königlichen als auch priesterlichen Geschlechtes: ein König von Königen, ein Priester von Priestern, mag auch der Ausspruch, wonach er einerseits „als König Gottes Macht sich erfreut‟1, indem ihm vom Vater und König das Gericht übertragen wird2, andererseits als „Priester auf ewig‟ erklärt wird nach dem Schriftworte: „Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung des Melchisedech‟3, nicht auf seine menschliche, sondern himmlische Zuständlichkeit sich beziehen. Beide Evangelisten haben sonach wahrheitsgetreu berichtet: Matthäus, wenn er nachwies, daß seine Abstammung durch die Königslinie führte; Lukas, wenn er die Geschlechtsreihe von Gott durch die Priesterlinie bis auf Christus herabführte und so dessen Ursprung selbst noch heiliger erscheinen ließ. Zugleich liegt darin eine neue Bestätigung des Kalbsymbols (für sein Evangelium), insofern er überall das Geheimnis des Priestertums Christi wahren zu müssen glaubt.