50.
Diese dir, Bruder, nicht unbekannten Daten über die Abstammung des Herrn glaubte ich ausführlicher dartun zu sollen, damit keiner, wenn er nicht genau genug diese Angaben des Evangeliums beherzigt, teilweise im unklaren bleibt. Im Sterben nämlich, rasch auf die größeren Wunder und Gottestaten des Herrn überzugehen, glaubten sie die heiligen Evangelisten mehr kurz streifen als weitläufig ausführen zu sollen. Sie halten es für genügend, den des Weges Unkundigen gewisse Fingerzeige für die Reise zu geben und die Pfade zu weisen. Ihrer Gepflogenheit zufolge nun wollen wir ― ob mit gutem Wahrheitserfolg, muß ich erst sehen, jedenfalls aber an der frommen Führerhand des Glaubens ― die geistigen Pfade beschreiten und in die verborgenen Geheimnisse vorzudringen suchen; denn wir fürchten, es möchte der eine und andere, wenn er dies liest, zu jung sein für die Handhabung starker Waffen ― das Sprichwort nennt dies: „das Kind mit dem Messer‟ ― und durch unvorsichtigen Gebrauch eher wund als heil aus deren Lektüre hervorgehen. Den Schwachen verletzt seine Waffe, und wer sie nicht zu tragen vermag, kann sie auch nicht gut gebrauchen. Darum erfordert die Sache des Glaubens einen vollkommenen Mann, in welchem das Wissen nicht auf Kindesfüßen am Boden kriecht1, die höhere Erkenntnis nicht altersschwach und der Sinne nicht mächtig herumtastet, so daß sie nach Einbuße der Jugendkraft nicht mehr nach der herrlichen Kampfeskrone auslangen kann, dem alternden Adler gleich, der ehedem bald einen Hasen, bald eine Gans mit seinen Krallen fortzuraffen pflegte, nun aber alterssiech nach der unbefiederten Brut kleinerer Vögel fahndet, die keine kräftigere Nahrung zu bieten vermag.
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Vgl. 1 Kor. 14, 20. ↩