7.
„Da ward Jesus vom Geiste in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden‟1. Man erinnere sich füglich daran, wie der erste Adam aus dem Paradiese in die Wüste verstoßen wurde, um zu beachten, wie der zweite Adam aus der Wüste zum Paradiese zurückkehrte. Sehet, wie das einstige Verdammungsurteil an seinen eigenen Knoten gelöst wird, und das göttliche Gnadenwirken bei seiner Erneuerung die eigenen Wege wiedergeht! Der jungfräulichen Erde entstammte Adam, einer Jungfrau Christus; jener war Nachbild Gottes2, dieser das Bild Gottes3; jener über alle unvernünftigen Tiere4, dieser über alle lebenden Wesen erhaben ― vom Weibe ging die Torheit, von der Jungfrau die Weisheit aus; vom Baume der Tod, vom Kreuze das Leben ―; jener, des Geistlichen entblößt, bedeckte sich mit dem Blattwerk eines Baumes5, dieser, des Weltlichen entblößt, verlangte nach keiner leiblichen Hülle. In der Wüste weilte Adam, in der Wüste Christus; denn er wußte, wo er den Verstoßenen auffinden könne, um ihn aus der Irre ins Paradies zurückzuführen. Weil indes im Gewande des Weltlichen eine Rückkehr desselben unmöglich war und nur ein Schuldentblößter Paradiesbewohner sein kann, zog er den alten Menschen aus und einen neuen an6, so daß bei der Unabänderlichkeit der göttlichen Ratschlüsse näherhin die Person, nicht das Strafurteil über dieselbe sich änderte.