16.
Was aber bezweckte der Evangelist mit der Bemerkung, „es habe den Herrn gehungert‟?1 Finden wir doch über des Moses und des Elias Fasten nichts Derartiges verzeichnet. Oder ist etwa der Mensch im Ertragen stärker als Gott? Indes gab er damit, daß er während vierzig Tage nicht von Hunger übermannt S. 168 werden konnte, deutlich zu verstehen, daß ihn nicht nach einer leiblichen Speise, sondern nach dem Heile hungerte. Zugleich wollte er mit der Schwäche, die ihn auf das vierzigtägige Fasten überkommen hatte, den bereits stutzig gewordenen Widersacher (zum Angriff) reizen. Darum war der Hunger des Herrn nur eine fromme List. Es sollte ihn der Teufel, der in ihm bereits Höheres zu vermuten und sich in acht zu nehmen anfing, durch den Scheinhunger getäuscht, angreifen, als wäre er ein (gewöhnlicher) Mensch, damit sein Triumph nicht vereitelt würde. Zugleich beachte das Geheimnis, daß dieses Gottesgericht, wonach Christus dem Teufel sich zur Versuchung darbot, ein Werk des Heiligen Geistes war!
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Luk. 4, 2. ↩