26.
S. 172 Beachte auch hier, wie Satan sich in einen Engel des Lichtes wandelt1 und selbst aus der Göttlichen Schrift den Gläubigen oft einen Strick dreht! So macht er Häretiker, so beraubt er den Glauben seines Inhaltes, so kämpft er an wider Recht und Gesetz der Frömmigkeit. Nicht bestricke dich ein Irrlehrer, weil er einige Belege aus der Schrift vorzubringen vermag, und nicht darf er anmaßend den Gelehrten spielen können. Auch der Teufel bedient sich der Schriftzeugnisse, aber nicht zur Belehrung, sondern zu Trug und Täuschung. Er merkt von einem, daß er voll Eifer für die Religion ist, im Rufe der Tugendhaftigkeit steht, an wunderbaren Werken sich hervortut: da legt er den Fallstrick der Selbstüberhebung, um diesen Menschen aufgeblasen zu machen. Die Folge ist: er wirft sich nicht der Frömmigkeit, sondern wirft sich der Selbstüberhebung in die Arme und gibt nicht Gott die Ehre, sondern maßt sich dieselbe an. Daher denn geboten die Apostel nicht in ihrem, sondern in Christi Namen den Dämonen2. Sie wollten nicht den Anschein erwecken, sich selbst etwas hierbei anzumaßen. So heilt Petrus den Lahmen mit den Worten:„Im Namen Jesu des Nazareners steh auf und wandle!‟3 Auch von Paulus lerne Selbstüberhebung meiden: „Ich kenne‟, versichert er, „einen Menschen, der ― ob im Leibe, ob außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es ― entrückt wurde in das Paradies und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sprechen kann. Von einem solchen will ich rühmend sprechen, von mir aber will ich nichts rühmen außer meine Schwachheiten‟4.