31.
Nicht also vom Teufel stammt die Gewalt, aber sie ist doch den Nachstellungen des Teufels ausgesetzt. Doch ist die Anordnung der Gewalten deshalb nicht schlecht, weil die Gewalten dem Bösen ausgesetzt sind. Gut ist ja auch das Forschen nach Gott, aber es führt das Forschen selbst unvermerkt gleichsam an den Ab- und Irrweg. Denn wendet sich der Forscher infolge verkehrter (Schrift-) Auslegung einer gotteslästerlichen Lehre zu, so nimmt des Forschenden Verstoß damit eine Wendung, die schlimmer ist, als wenn er gar nicht geforscht hätte. Indes nicht die Forschung, sondern den Forscher trifft die Schuld; nicht die Forschung, sondern die Gesinnung des Forschenden ist dem Bösen ausgesetzt. Wenn aber schon einer, der Gott sucht, infolge der Schwäche des Fleisches und der Beschränktheit des Geistes oft in Versuchung kommt, wieviel mehr fällt ihr zum Opfer, wer die Welt sucht? Und noch verhängnisvoller wird das Strebertum gerade dadurch, weil es verführerisch Würden einzutragen verspricht1. Und oft macht Menschen, die keine Laster ergötzen, die keine Ausschweifung beirren, keine Habsucht verkehren konnte, das Strebertum zu Verbrechern. Vor der Öffentlichkeit spielt einer den Liebenswürdigen, zu Hause den Gefährlichen; erst den Wohldiener, um dann S. 176 den Herrn über andere spielen zu können. Er duckt sich in Dienstbeflissenheit, um mit einer Ehrenstelle bedacht zu werden, und zeigt sich, während er hoch hinaus will, tief herablassend, da er doch, sobald er im Besitz der Macht ist, etwas Höheres über sich nicht kennt: Herr über die Gesetze, ist er sein eigener Sklave.
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‚blanda conciliatricula‛ nach Cic. pro Sest. 21. ↩