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Ebenso soll einer, wenn er auf dem Dache sich befindet, d.i. bereits zum Obergemach seines Hauses, zum Gipfelpunkt hervorragender Tugenden, emporgestiegen ist, nicht ins irdische Treiben dieser Welt zurücksinken. Ich kenne nämlich ein Dach, auf welchem Rachab, typisch die bekannte Hure, mystisch die durch die Gemeinschaft der Sakramente dem Heidenvolke angetraute Kirche, die Kundschafter, die Jesus [Josua] abordnete, verbarg. Wären diese in die unteren Räume des Hauses hinabgestiegen, würden sie von den Häschern, die zu ihrer Ergreifung ausgesendet waren, den Tod gefunden haben1 . Das Dach bedeutet sonach das Wirken eines erhabenen Geistes, das Höhenstreben der Seele, durch welches die Blöße und Schwäche des Leibes verdeckt wird. Deshalb dünkt mir auch jener Gelähmte, der von vier jungen Männern durch das Dach hinabgelassen wurde2 , ein Heiliger zu sein, weil er sich mit Hilfe der vier Tugenden, der Klugheit, der Stärke, der Enthaltsamkeit und der Gerechtigkeit wie von erhabenem Beweggrund ausgehend zu den Füßen Christi niederwarf; denn nichts ist erhabener als die Demut. Über alles erhaben, kennt sie kein Streben über sich hinaus; denn niemand strebt nach dem, was, wie er sich sagen muß, unter ihm steht.