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„Zwei beim Mahlen in der Mühle“. Der Sinn zwar ist folgender: es scheinen damit solche bezeichnet zu werden, die insgeheim Nahrungsmittel sich verschaffen und aus der Verborgenheit an die Öffentlichkeit bringen. Dennoch bleibt zu untersuchen, was diese Frauen mahlen: ob nicht dies, was wir bei Jesaias lesen: „Wenn ihr Feinmehl herbeibringt, ist es umsonst“1 . Laßt uns denn prüfen, wer die mahlenden Frauen sind, was sie mahlen, oder was die Mühle bedeutet! Vielleicht bedeutet die Mühle diese Welt. In ihr begegnet uns, wie ich noch passender glaube, das Bild des menschlichen Leibes wieder; in ihr ist unsere Seele gleichsam wie in einem leiblichen Kerker eingeschlossen, um himmlisches Brot2 , wenn sie damit vorlieb nimmt, zu bereiten. In dieser Mühle nun vermag die der Sündenschuld verfallene Synagoge, bez. die Seele, wenn sie den mürben, durch schwere Nässe verdorbenen Weizen mahlt, dessen inneren Gehalt nicht von der äußeren Kleie zu sondern und wird darum zurückgelassen werden, weil ihr Mehl kein Gefallen fand. Dagegen aber bringt die durch keine Sündenmakel befleckte Kirche, bez. Seele, die solchen Weizen mahlt, der vom warmen Strahl der ewigen Sonne ausgereift ist, den der Herr nach seinem Willen kleidete3 und die Engel von jedem Stäubchen Unrat reinigten4 , nur gutes Feinmehl aus dem Inneren des Menschen Gott dar und macht so ihre Opfergaben ihm genehm.