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Wohl fehlt mir das Vertrauen auf meine Fähigkeit; doch durch Beispiele göttlichen Erbarmens S. 312 ermutigt wage ich, an eine Rede zu denken. Hat doch selbst eine Eselin geredet, da Gott es wollte1. Steht mir, dem unter der schweren Last dieser Welt Schmachtenden, ein Engel zur Seite, so werde auch ich den Mund nach langem Schweigen öffnen; denn er, der in jener Eselin die hemmenden Bande der Natur löste, kann auch die Hemmnisse meiner Unzulänglichkeit lösen. In der alttestamentlichen Bundeslade fing der Stab des Priesters zu grünen an2: ein Leichtes für Gott, daß in der heiligen Kirche auch aus uns wie aus Knoten eine Blüte breche. Warum die Hoffnung aufgeben, daß der Herr in einem Menschen rede, nachdem er im Dorngestrüpp geredet hat?3 Selbst einen Dornbusch verschmähte Gott nicht. O daß er auch mein Gehecke erhellte! Vielleicht werden dann manche auch in unserem Dorngestrüpp einigen Lichtglanz bewundern; werden manche nicht den brennenden Schmerz unseres Dornes fühlen; wird manchen unsere aus dem Dornbusch vernehmliche Stimme den Schuh von den Füßen lösen4, daß ihr geistiger Wandel der Hindernisse des Fleisches los werde.
