30.
Nun wollen wir denn auch in Kürze zeigen, wie Dieß durch die Propheten vorhergesagt worden. Wer mehr Zeugnisse haben will, mag dieselben sich selbst aus der weiten Fülle der hl. Schrift zusammensuchen. Es sagt der Prophet Malachias also: „Siehe, kommen wird der Herr, der Allmächtige, und wer wird den Tag seiner Ankunft ertragen, oder wer wird seinen Anblick aushalten? Denn er schreitet einher wie das Feuer eines Schmelzofens und wie das Kraut der Walker: und er wird sitzen schmelzend und reinigend wie das Silber und Gold.“ 1 Damit du aber deutlicher S. 66 erkennest, wer dieser Herr ist, von welchem Dieß gesagt wird, so höre, was auch der Prophet Daniel spricht: „Ich schaute,“ sagt er, „im Nachtgesicht, und siehe, es kam Einer in den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn, und er kam bis zum Alten der Tage und ward vor sein Angesicht gebracht: und es ward ihm gegeben Gewalt, Ehre und Herrschaft: und alle Völker, Geschlechter und Zungen werden ihm dienen: und seine Gewalt ist eine ewige Gewalt, die nicht vergehen wird, und sein Reich wird nicht zerstört werden.“ 2 Hiedurch werden wir also belehrt nicht bloß über seine Ankunft und sein Gericht, sondern auch über seine Macht. Sein Reich, daß es eine ewige Macht sei und ein Reich, dem keine Zerstörung ein Ende macht: wie es auch im Symbolum heißt: „Dessen Reich kein Ende hat.“ 3 Derjenige also weicht sehr vom Glauben ab, der sagt, das Reich Christi würde irgend einmal beendigt werden. Doch müssen wir wissen, daß der Feind sich bemühte, diese heilbringende Ankunft Christi durch listigen Betrug zur Täuschung der Gläubigen zu erheucheln und statt des Menschensohnes, dessen Kommen in der Herrlichkeit des Vaters erwartet wird, den Sohn des Verderbens in Wundern und lügenhaften Zeichen vorzuschieben, damit er anstatt Christum den Antichrist in diese Welt einführe, von welchem auch der Herr im Evangelium den Juden vorhergesagt: „Ich bin gekommen im Namen meines Vaters, und ihr habt mich nicht aufgenommen: ein Anderer wird kommen in seinem eigenen Namen, und Diesen werdet ihr aufnehmen.“ 4 Und wiederum sagt er: „Wenn ihr sehen werdet den Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte stehen, wie es der Prophet Daniel gesagt, wer es lieset, der möge es verstehen.“ 5 Daniel nun lehrt über die Ankunft jenes Irreführers weit und breit in seinen Visionen, aus denen Beispiele anzuführen zu mühevoll ist, weil er S. 67 sich in ziemlich breiten Erzählungen ergeht: wer also hierüber mehr wissen will, den verweisen wir auf die genauere Kenntnißnahme der Visionen selbst. Aber auch der Apostel spricht über denselben Gegenstand: „Es möge Euch Keiner auf irgend eine Weise betrügen: denn es muß zuvor der Abfall kommen und der Mensch der Sünde offenbar werden, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich erhebt über Alles, was Gott heißt oder als göttlich verehrt wird, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott selbst ausgibt.“ 6 Und ein wenig nachher: „Und wird jener Ruchlose offenbar werden, welchen der Herr Jesus tödten wird mit dem Hauch seines Mundes und zunichte machen durch den Glanz seiner Ankunft, ihn, dessen Ankunft geschieht gemäß der Wirkung des Satans in aller Kraft, mit Zeichen und falschen Wundern.“ 7 Und wiederum ein wenig nachher: „Und deßhalb wird ihnen Gott die Wirksamkeit des Irreführers senden, so daß sie der Lüge glauben und Alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben.“ 8 Deßhalb also wird uns durch Aussprüche der Propheten, der Evangelien und der Apostel dieser Irrthum vorhergesagt, damit man nicht die Ankunft des Antichristes für die Ankunft Christi halte, sondern wie der Herr gelbst sagt: „Wenn man Euch sagt: Hier ist Christus, oder dort ist er, so glaubet es nicht. Denn es werden viele falsche Christi kommen und falsche Propheten und Viele verführen.“ 9 Doch wollen wir noch sehen, wie das wahre Gericht Christi gekennzeichnet worden. „Wie der Blitz,“ heißt es, „aufleuchtet vom Osten bis zum Westen, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein.“ 10 Wenn also der wahre Herr Jesus Christus ankommen wird, dann wird er sitzen und das Gericht abhalten: wie es auch in den Evangelien heißt: „Und er wird die Schafe von den Böcken scheiden“ 11 d. h. S. 68 die Gerechten von den Ungerechten; wie der Apostel schreibt: „Wir alle müssen stehen vor dem Richterstuhle Christi, damit ein Jeder, je nachdem er in seinem Leibe Gutes oder Böses gethan hat, darnach empfange.“ 12 Es wird aber gerichtet werden nicht bloß nach den Thaten, sondern auch nach den Gedanken, gemäß dem Ausspruche des Apostels: „Während sich die Gedanke unter einander anklagen oder auch vertheidigen an jenem Tage, an welchem Gott richten wird das Verborgene der Menschen.“ 13 Aber auch hierüber möge das Gesagte genügen. Hierauf folgt in der Reihenfolge des Glaubensbekenntnisses:
