3. Die Nothwendigkeit der göttlichen Gnade zu leugnen, ist ein Frevel.
Denn was sollen wir fernerhin Gutes von Denen denken, welche meinen, sie haben es sich zu verdanken, daß sie gut sind, und den nicht beachten, dessen Gnade sie täglich genießen? Aber Solche erhalten von Gott keine Gnade mehr, welche ohne ihn so viel zu erlangen sich getrauen, als kaum Jene, welche ihn darum bitten und es zu erhalten verdienen. Was kann dann so ungerecht, so roh, so aller Frömmigkeit bar, so einer christlichen Gesinnung zuwider sein, als zu leugnen, daß man dem Alles zu verdanken habe, was man täglich empfängt, dem man selbst sein Dasein zu verdanken bekennt? Also du übertriffst in der Sorge für dich deinen Schöpfer? Und dem du dein Leben zu verdanken glaubst, warum glaubst du nicht, daß du ihm auch das zu verdanken hast, daß du durch seine täglichen Gnadenerweisungen so lebst? Und der du leugnest, du bedürfest der göttlichen Hilfe, als ob wir aus eigener Kraft zu Allem tüchtig wären, warum rufen wir nicht doch seine Hilfe an, wenn wir auch aus uns selbst so sein können? S. 160
