4. Wir brauchen den Beistand Gottes, ob wir gut oder böse sind.
Denn wer die Hilfe Gottes leugnet, den möchte ich um seine Meinung fragen: ob wir sie nicht verdienen, oder ob Jener sie uns nicht gewähren könne, oder ob es Nichts gebe, weßhalb ein Jeder ihn darum bitten müsse. Daß Gott es im Stande sei, bezeugen die Werke selbst; und daß wir täglich der Hilfe bedürfen, können wir nicht leugnen. Denn wir flehen sie an, wenn wir gut leben, damit wir besser und heiliger leben; wenden wir uns aber in böser Gesinnung vom Guten ab, so brauchen wir seine Hilfe um so mehr, damit wir auf den rechten Weg zurückkehren. Denn was könnte verderblicher sein, was uns schneller zum Falle bringen, was uns mehr allen Gefahren preisgeben, als wenn wir in dem Glauben, es genüge uns die bei der Geburt verliehene Freiheit allein, um Nichts weiter den Herrn bitten, d. i. unseres Schöpfers vergessend seine Macht abschwören, damit wir uns als frei zeigen, als ob der nichts mehr geben könnte, welcher dich bei deiner Geburt frei erschuf, und wir nicht beachten, daß, wenn wir nicht mit vielen Gebeten die Gnade auf uns herabflehen und erlangen, wir keineswegs die Verirrungen der irdischen Schwäche und des weltlichen Leibes überwinden können, da uns zum Widerstande nicht unser freier Wille, fondern allein Gottes Hilfe tüchtig machen kann?
