6. Der Mensch bedurfte nach dem Falle der Erlösungsgnade und hat täglich den steten Schutz Gottes nöthig.
Denn da der Mensch einstens durch den unüberlegten Gebrauch seiner Güter an seinem freien Willen Schaden gelitten hatte und durch den Fall in den Abgrund der Sünde sich von seiner Niederlage nicht aufraffen konnte, so wäre er durch seine Freiheit für ewig betrogen, unter dem Drucke dieses Sturzes liegen geblieben, wenn ihn nachher nicht die Ankunft Christi in seiner Gnade erhoben hätte, welcher durch die Reinigung der neuen Wiedergeburt in dem Bade deiner Taufe alle Sünden der Vergangenheit tilgte und, obwohl er seinen Zustand kräftigte, damit er aufrechter und S. 162 fester vorwärts schreiten könne, ihm dennoch seine Gnade auch für die Zukunft nicht versagte. Denn obgleich er den Menschen von den Sünden der Vergangenheit erlöst hatte, so bewahrte er doch, weil er wußte, daß derselbe wieder sündigen könne, zu seiner Wiederherstellung sich Vieles auf, womit er ihn auch nachher verbessern könnte; er spendet ihm tägliche Hilfsmittel, ohne deren Schutz und Stütze wir die menschlichen Verirrungen keinesfalls besiegen können. Denn ohne Unterstützung Desjenigen, der uns zum Siege verhilft, müssen wir abermals besiegt werden.
