2. (1. Cap.)1 Der Papst tadelt die bätischen Bischöfe. die sich wegen der auf der Synode von Toledo gegen die reuigen Priscillianisten geübten Milde von den Übrigen trennen.
Zunächst nun, was den Glauben selbst betrifft, ist dadurch, daß die bätischen oder carthaginiensischen Bischöfe S. 29 wegen der Gemeinschaft der Gallicier2 sich von dem Frieden Aller losgetrennt haben, eine Uneinigkeit entstanden, welche nicht nur nicht abnimmt, sondern vielmehr von Tag zu Tag durch Streitsucht vergrößert wird; durch den Vorsatz, das zu erlangen, was ein Jeder will, bildeten sie einen ewigen Kreis des Bösen und gewissermaßen einen Cirkel von solcher Erbitterung, da es doch Jeder vorzieht, durch das Gute in solchen Dingen besiegt zu werden, als auf schlechte Weise den bösen Vorsatz, den er einmal gefaßt, durchzusetzen. Was Anders, als Hartnäckigkeit, war auch in früheren Zeiten die Ursache, welche den Lucifer3 von der Eintracht mit Jenen trennte, welche die Häresie der Arianer (zugleich) mit einer klugen Bekehrung (derselben) verurtheilt hatten?4 In demselben Geiste haben, nachdem die verabscheuungswürdige Seite des Priscillianus durch allgemeine Übereinstimmung mit Recht verurtheilt wurde, wie wir hörten, Einige es übel aufgenommen, daß die, welche aus besserer Erkenntniß sich bekehrten, zum katholischen Glauben wieder zugelassen wurden, wodurch es sich zeigt, daß ihnen eine nützliche That und der Friede der Kirchen selbst mißfallen habe. Denn da um der Einheit willen auch selbst Symphosius und Dictinius,5 weil sie S. 30 die verruchte Häresie verurtheilten, aufgenommen wurden, damit durch die Lostrennung solcher Personen6 die eingewurzelte Uneinigkeit gänzlich getilgt werde, fanden sich Solche, denen selbst die in rechter Weise vorgenommene Besserung mißfiel. Nun aber sind die Kirchen uneins und befehden sich gegenseitig mit nicht geringer Erbitterung. Wäre jedoch von den Priestern die Besserung mit reiflicherer Überlegung beobachtet worden, so bliebe der katholische Glaube unversehrt und hätte kein Ärgerniß den Frieden, welcher allen Dingen gedeihlich ist, zerstört.
Die Capiteleintheilung nach Sirmond. ↩
D. i. jener gallicischen Bischöfe, welche nach Abschwörung des Priscillianismus von der Synode in Toledo wieder als Bischöfe in die Kirche ausgenommen wurden, von denen weiter unten das Nähere folgt. ↩
Lucifer, Bischof von Calaris, mißbilligte die Aufnahme selbst derjenigen Arianer, welche den Irrthum abschworen, und ging in seiner zelotischen Hartnäckigkeit bis zum Schisma († 370 oder 371). ↩
Haeresim prudenti conversione damnaverant, ist elliptisch gesagt für: sie beurtheilten die Haresie, traten aber in kluger Weise der Bekehrung der Irrenden nicht hinderlich entgegen. ↩
Symphosius und Dictinius waren zwei jener gallicischen Bischöfe, welche früher den Priscililianismus, Letzterer auch schriftlich, vertheidigten, auf dem Concil von Toledo aber feierlich widerriefen und in ihre Bisthümer wieder eingesetzt wurden, ohne jedoch ferner ordiniren zu dürfen. ↩
Vom Irrthume. ↩
