Einleitung und Inhalt.
Die Aufnahme dieses wie des folgenden Briefes unter die Briefe des Papstes ist dadurch gerechtfertigt, daß er auf Veranlassung desselben vom Kaiser Honorius geschrieben wurde. Palladius erzählt: Als von allen Seiten Bischöfe und andere Geistliche nach Rom kamen und im Namen der verschiedenen Kirchen und Synoden über den unseligen Zustand der Kirche von Constantinopel mündlich und schriftlich Bericht erstatteten, wandte sich der Papst an den Kaiser Honorius und schilderte diesem die traurige Lage der bedrängten Kirche. Kaiser Honorius fand sich bewogen, hierüber an den oströmischen Kaiser Arkadius Vorstellungen und Ermahnungen zu richten, und schrieb dreimal an denselben; von diesen drei Briefen ist der erste verloren gegangen,1 der zweite nur mehr lateinisch,2 der dritte von Palladius in griechischer Sprache erhalten. Baronius setzt diesen zweiten in das J. 404, Coustant richtiger in letztere Zeit des J. 405. Honorius bedauert die in Constantinopel am Osterfeste (des J. 404) vorgefallenen Gräuel, sieht in dem Brande der kaiserlichen Kirche und des Senates die ersten Anzeichen der göttlichen Strafe und fürchtet S. 66 noch größere Strafen wenn Gott nicht durch baldige Umkehr versöhnt wird; er könne hiezu nicht schweigen, damit sein Schweigen nicht als Zustimmung gedeutet werde. Gegen alles Recht wurde Bischof Johannes abgesetzt, ohne das Urtheil der Bischöfe abzuwarten, und so der Häresie und dem Schisma Thür und Thor geöffnet.
