1. Cap.
Leo, der Bischof, (entbietet) dem Kaiser Theodosius (seinen Gruss).
Welch' großen Schutz der Herr seiner Kirche S. 183 dem Glauben euerer Milde bereitet hat, zeigt sich auch in diesem mir von euch übersandten Schreiben, so dass wir uns über euere Gesinnung erfreuen, die nicht nur die eines Herrschers, sondern auch eines Bischofs ist. Denn nebst den kaiserlichen und Staatssorgen tragt ihr auch die gottgefälligste Sorge für die christliche Religion, damit nämlich im Volke Gottes weder Spaltungen noch Irrlehren noch sonst Ärgernisse heranwachsen, weil sich euer Reich dann im besten Zustande befindet, wenn der ewigen und unveränderlichen Dreifaltigkeit in dem Bekenntnis der einen Gottheit gedient wird. Was aber in der Kirche von Konstantinopel für eine Verwirrung entstanden, was meinen Bruder und Mitbischof Flavianus so aufbringen konnte, dass er den Priester Eutyches der Gemeinschaft beraubte, vermochte ich (bisher) nicht sicher zu ersehen. Denn obwohl der vorgenannte Priester in einer Schrift an den apostolischen Stuhl seine schmerzliche Klage überschickte, so deutete er doch nur einiges in Kürze an und behauptete, dass er die Beschlüsse der nicänischen Synode aufrecht halte und (daher) ohne Grund einer Abweichung vom Glauben beschuldigt wurde.