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Werke Leo der Grosse (400-461) Epistulae Die (echten) Briefe v. J. 440–450 (BKV)
Erste Abteilung. Die (echten) Briefe v. J. 440-450.
28. Brief des Papstes Leo an den Bischof Flavianus von Konstantinopel gegen den Unglauben und die Häresie des Eutyches.

5. Cap.

Die Wahrheit des Fleisches wird aus der (heil.) Schrift bewiesen.

Wegen dieser Einheit der Person also, an die man bei beiden Naturen denken muss, liest man sowohl: der Menschensohn sei herabgestiegen vom Himmel,1 da doch der Sohn Gottes aus der Jungfrau, von welcher er geboren wurde, Fleisch angenommen hat, wie hingegen auch: der Sohn Gottes sei gekreuzigt und begraben worden, während er doch nicht in der Gottheit, nach welcher er als Eingeborener gleichewig und wesensgleich mit dem Vater ist, sondern in Schwäche der menschlichen Natur gelitten hat. Daher bekennen auch wir alle im Symbolum, der eingeborene Gottes sei gekreuzigt und begraben worden, gemäß S. 206 (jenen) Worten des Apostels:2 „Denn hätten sie ihn gekannt, sie hätten nie den Herrn der Majestät gekreuzigt.“ Als aber unser Herr und Erlöser selbst durch seine Fragen seine Schüler im Glauben unterrichten wollte, sprach er:3 „Wofür halten die Leute mich, den Menschensohn?“ und nachdem sie ihm die verschiedenen Meinungen der anderen erklärt hatten, sagte er:4 „Ihr aber, wofür haltet ihr mich?“ Also mich, der ich ein Menschensohn bin, und den ihr in Knechtsgestalt und in der Wahrheit des Fleisches erblickt, für wen haltet ihr mich? Wo der hl. Petrus, göttlich inspiriert und mit seinem Bekenntnisse allen Völkern vorangehend, erwiderte:5 „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Mit Recht wurde er deshalb vom Herrn für selig erklärt und erlangte von dem Hauptfelsen die Standhaftigkeit seiner Tugend sowohl wie seines Namens, indem er durch die Offenbarung des Vaters eben denselben als Sohn Gottes und als Christus bekannte, weil das eine ohne das andere (uns) nicht zum Heile hätte gereichen können und es gleich gefährlich gewesen wäre, den Herrn Jesus Christus entweder nur für Gott zu halten, ohne ihm die Menschheit zuzuschreiben, oder nur für einen Mensche zu halten, ohne an seine Gottheit zu glauben. Und nach der Auferstehung des Herrn (welche sicherlich die eines wahren Leibes war, weil kein anderer auferweckt worden war als der, welcher gekreuzigt und gestorben war), was ist in jenen vierzig Tagen anderes geschehen, als dass unser Glaube von jedem Dunkel gereinigt wurde? Er redete mit Jüngern, er wohnte und aß mit ihnen, er ließ sich von denen, welche ein Zweifel quälte, genau und neugierig berühren, kam aber bei verschlossenen Türen zu den SchüIern, gab ihnen durch sein Anhauchen den heiligen Geist und erklärte ihnen, nachdem er ihnen das Licht des Verständnisses verliehen, die Geheimnisse der heiligen Schrift S. 207 zeigte ihnen hinwieder die Seitenwunde und die Male der Nägel und alle Zeichen seines erst überstandenen Leidens, indem er sagte:6 „Seht meine Hände und meine Füße, dass ich es bin! Greifet und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich habe,“ damit erkannt werde, dass in ihm die Eigentümlichkeiten der göttlichen und menschlichen Natur unzertrennt verbleiben, und damit wir wissen, dass Wort und Fleisch (zwar) nicht dasselbe, dennoch bekennen, der eine Sohn Gottes sei Wort und Fleisch. Dieses Geheimnis des Glaubens war, so müssen wir es annehmen, dem Eutyches völlig fremd, welcher unsere Natur in dem Eingeborenen Gottes weder in der Erniedrigung der Sterblichkeit noch in der Herrlichkeit der Auferstehung anerkannte; er scheute auch nicht den Ausspruch des seligen Apostels und Evangelisten Johannes, der sagt:7 „Jeder Geist, welcher bekennt, dass Jesus Christus im Fleische gekommen sei, ist aus Gott; und jeder Geist, der Christus löst, ist nicht aus Gott und ist der Antichrist.“ Was heißt aber, Jesus lösen, anderes, als die menschliche Natur von ihm trennen und das Geheimnis, durch das allein wir erlöst worden, durch die schamlosen Erdichtungen zerstören? Wer aber über die Natur des Leibes Christi im Dunkel ist, der muss auch in Bezug auf sein Leiden in gleicher Verblendung sinnloses lehren. Denn wer das Kreuz des Herrn nicht für unwahr hält und nicht zweifelt, dass der um des Heiles der Welt willen erlittene Tod ein wirklicher gewesen, der muss auch das Fleisch8 dessen anerkennen, an dessen Tod er glaubt; er darf nicht, leugnen dass der Mensch, den er als leidensfähig erkannt, von unserem Körper gewesen sei;9 denn die Leugnung des wahren Fleisches ist auch eine Leugnung des körperlichen S. 208 Leidens. Wenn er also den Christenglauben annimmt und sein Ohr von der Lehre des Evangeliums nicht abwendet, so mag er zusehen, welche Natur von Nägeln durchbohrt am Kreuzholze hing, er mag erkennen, woher,10 nachdem die Seite des Gekreuzigten durch die Lanze des Soldaten durchstochen worden, Blut und Wasser geflossen sei, damit die Kirche Gottes sowohl durch das Wasserbad wie durch den Kelch befeuchtet werde. Er höre auch auf das Wort des Apostels Petrus, welcher sagt, dass die Heiligung des Geistes durch die Besprengung mit dem Blute Christi11 geschehe; er lese nicht oberflächlich die Worte desselben Apostels, wo er sagt.12 „Da ihr wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber und Golde erkauft seid von euerem eitlem Wandel, der sich von den Vätern auf euch vererbt hat, sondern mit dem kostbaren Blute Jesu Christi als eines unbefleckten und tadellosen Lammes.“ Er widerstehe auch nicht dem Zeugnisse des seligen Apostels Johannes, welcher sagt13 „Und das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, reinigt uns von jeder Sünde;“ und abermals:14 „Das ist der Sieg, welcher die Welt überwindet, unser Glaube; und:15 „Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist, Jesus Christus, nicht durch das Wasser allein, sondern durch das Wasser und durch das Blut. Und der Geist ist es, welcher bezeugt, dass der Geist Wahrheit ist. Denn drei sind, die Zeugnis geben: der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind Eins.“ Der Geist nämlich der Heiligung und das Blut der Erlösung und das Wasser der Taufe, welche drei Eines sind und unzertrennlich, und deren keines von seiner Verbindung sich lostrennen lässt; denn die katholische Kirche lebt und wächst in diesem Glauben, S. 209 dass man in Christus Jesus weder an die Menschheit ohne wahre Gottheit noch an die Gottheit ohne wahre Menschheit glaube.


  1. Joh 3:13. ↩

  2. 1 Kor 2:8. ↩

  3. MT 16:13. ↩

  4. MT 16:15. ↩

  5. MT 16:16. ↩

  6. Luk 24:39. ↩

  7. 1 Joh 4:2 u. 3. ↩

  8. D. i. die wahre Menschheit. ↩

  9. D. h. einen dem unsrigen wesensgleichen Körper gehabt habe. ↩

  10. D. i. von welcher Natur. ↩

  11. 1 Petr 1:2. ↩

  12. 1 Petr 1:18 u. 19. ↩

  13. 1 Joh 1:7 ↩

  14. 1 Joh 5:4. ↩

  15. 1 Joh 5:5-8 ↩

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Die (echten) Briefe v. J. 440–450 (BKV)

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