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Werke Leo der Grosse (400-461) Epistulae Die (echten) Briefe v. J. 440–450 (BKV)
Erste Abteilung. Die (echten) Briefe v. J. 440-450.
59. Brief des Papstes Leo an den Klerus und die Gemeinde von Constantinopel.

5. Cap.

Deshalb nennen wir Christus nicht nur Gott, wie die häretischen Manichäer,1 noch allein Mensch, wie die häretischen Photinianer, noch auch Mensch in der Weise, dass ihm etwas mangelt, von dem es sicher ist, dass es zur menschlichen Natur gehört, sei es die Seele, sei es der vernünftige Geist oder das Fleisch, welches nicht vom Weibe genommen, sondern aus dem in Fleisch verwandelten und veränderten Worte gemacht worden wäre, was die drei falschen und eitlen (Lehren) der häretischen Apollinaristen2 S. 313 als drei verschiedene Teile vorbrachten. Auch sagen wir nicht, dass die selige Jungfrau Maria einen Menschen ohne Gottheit empfangen habe, welcher vom heiligen Geiste erschaffen, hernach von dem Worte angenommen worden sei, welche Lehre wir an Nestorins verdient und gerecht verurteilten, sondern wir behaupten, dass Christus der Sohn Gottes sei, wahrer Gott, von Gott dem Vater gezeugt ohne allen zeitlichen Anfang, und dass derselbe wahrer Mensch sei, von der menschlichen Mutter in der bestimmten Fülle der Zeit geboren; dass ferner seine Menschheit, nach der der Vater größer ist, nichts an der Natur verringere, nach welcher er dem Vater gleich ist. Dieses beides aber ist der eine Christus, welcher mit voller Wahrheit und als Gott sagte:3 „Ich und der Vater sind eins,“ und als Mensch:4 „Der Vater ist größer als ich.“ Diesen Glauben, Geliebteste, welcher wahr und unauflöslich ist, der allein wahre Christen macht, den auch ihr, wie wir es wissen und billigen, mit frommem Eifer und lobenswerter Liebe verteidigt, haltet mit Ausdauer fest und hehauptet ihn beständig! Weil ihr aber nach der göttlichen Hilfe auch das Wohlwollen der katholischen Fürsten erlangen sollet, so bittet mit Demut und Weisheit, dass der mildeste Kaiser unserem Ersuchen um die Ansage eines allgemeinen S. 314 Concils willfahren möge, durch welches bald, unter dem Beistande der göttlichen Barmherzigkeit, sowohl die Gesunden Stärkung wie auch die Kranken, wenn sie sich heilen lassen wollen, Heilung finden werden.5


  1. Das ist gegen den Doketismus der Manichäer gerichtet, nicht aber so gemeint, als ob dieselben die Gottheit Christi ohne Beimischung von Irrtum bekannt hätten, da ja bei ihnen auch in diesem Punkte die albernsten Gotteslästerungen zu finden sind. ↩

  2. Quae tria falsa ac vana Apollinaristarum haereticorum tres partes varias protulerunt; Rohrbacher (YIII. S. 184) übersetzt nach der in einigen Handschriften und in den vorquesnell’schen Ausgaben vorkommenden Lesart . . . . varie protulerunt: drei Irrtümer, welche von drei Parteien der Apollinaristen vorgebracht sind. Ich halte diese Auffassung unseres Satzes für unrichtig: Leo spricht hier nicht von drei Parteien der Apollinaristen, sondern von dem dreifachen Irrtum der Appollinaristen oder des Apollinaris (ganz deutlch in c. 3 des 109. Briefes an Bisch. Julianus von Kos: triplex Apollinaris error), welcher der platonischen Trichotomie zufolge lehrte, die menschliche Natur bestehe aus drei Teilen, nämlich dem Leibe, der Seele und dem (vernünftigen) Geiste, und hiernach über die Menschwerdung Christi folgende drei irrige Behauptungen aufstellte 1) das Wort habe nur das Fleisch ohne die Seele eines Menschen angenommen, weil an deren Stelle in Christus die Gottheit getreten sei; 2) um diesem ersten Satz das allzu Grelle zu benehmen, erklärten die Apollinaristen, nicht die ganze menschliche Seele habe Christus gemangelt, sondern nur gewissermaßen ein Teil derselben, der vernünftige Geist, dessen Stelle in Christus die Gottheit vertreten habe; 3) behaupten sie, dass das Fleisch und das Wort einer Substanz seien. So beschreibt Augustinus, dem Leo hier folgte, in c. 55 des liber de haeresibus den Irrtum der Apollinaristen; anders wieder Epiphanius (1. 3. contra haeres. t. 2. haer. 57 o. 77), welcher folgende drei Sätze aufzählt: 1) dass Christus seinen Leib vom Himmel mitgebracht, 2) dass Christus keine menschliche Seele angenommen habe (aus dem oben angeführten Grunde), 3) dass der Leib Christi wesensgleich mit seiner Gottheit sei. ↩

  3. Joh 10:30 ↩

  4. Joh 14:28 ↩

  5. Nach einigen Handschriften fügten auch Druckausgaben hier das Datum an: Gegeben am 15. October unter dem Consulate der erlauchtesten Männer Asturius und Protogenes; dass dies aber falsch sei, geht daraus hervor, dass sich der Papst in c. 1 unseres Briefes auf ein früher durch Epiphanius und Dionysius an sie gesandtes Schreiben beruft; das ist aber das 50. Schreiben vom 15. oder 13. October 449. ↩

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Die (echten) Briefe v. J. 440–450 (BKV)

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