67. Brief des Papstes Leo an den Bischof Ravennius von Arles.1
Einleitung
Als Grund, weshalb die von den Anhängern des Ravennius entsandten Deputierten in Rom „lange“ zurückgehalten wurden, gibt Leo im gegenwärtigen Schreiben auch S. 335 an, dass er deren Gegenwart bei dem daselbst vom Papste gehaltenen Tractate für notwendig erachtete. Dass die schon angedeutete Verhandlung, deren Beisitzer die Gesandten der gallischen Bischöfe sein sollten, die durch die eutychianische Häresie verursachten Wirren betraf, näherhin die Frage, welche Entscheidung vom apostolischen Stuhle bezüglich der vom Kaiser Theodosius, von den Ordinatoren und Anatolius selbst gemeldeten Consecration des Anatolius zum Bischofe von Konstantinopel an die Stelle des verstorbenen, eigentlich gemordeten Flavianus zu treffen sei, ist ohne Zweifel; denn gerade während der Anwesenheit der gallischen Deputationen kamen, wie wir oben2 in der Einleitung zum 53. Briefe sahen, jene Ordinationsschreiben an. Papst Leo benützte also diese Gelegenheit, die gallischen Bischöfe über die im Oriente aus Anlass der eutychianischen Häresie entstandenen Wirren und über die vom apostolischen Stuhle hierin gegebenen Erklärungen zu informiren, sie namentlich im Glauben an das von Eutyches angekämpfte Dogma zu stärken; zu diesem Zwecke sandte er durch die benannten Deputierten sowohl sein dogmatisches Lehrschreiben, welches er an Flavianus gerichtet hatte, sowie auch das 2. Schreiben des Cyrillus an Nestorius dem Bischofe von Ravennius mit dem Auftrage, diese Briefe allen Bischöfen Galliens mitzuteilen; aus der Chronik des Spaniers und Zeitgenossen Idacius3 erfahren wir überdies, dass Leo auch noch den (22.) Brief des Flavianus an den Papst und andere die eutychianische Häresie betreffende Schriftstücke dem Ravennius zuschickte, welche dieser nicht nur in Gallien, sondern auch in Spanien verbreitete. Mit welcher Ehrfurcht aber die Bischöfe Galliens das Lehrschreiben Leo's aufnahmen, zeigt der folgende (68.) Brief dreier gallischen Bischöfe. S. 336
Inhalt
(Der Papst) schickt dem Ravennius sein berühmtes Schreiben an Flavianus über die Menschwerdung des Wortes Gottes gegen Eutyches, damit zur Verteidigung des Glaubens durch ihn dasselbe und der Brief des Cyrillus von Alexandrien allen Bischöfen Galliens zuverlässig bekannt werde. Er bemerkt auch, dass den Gesandten geheime Aufträge gegeben wurden.