1. Cap.
S. 343 Leo, der Bischof, (entbietet) dem ewigen1 Kaiser Teodosius (seinen Gruß).
Ihr habt uns allerdings durch alle Briefe euerer Frömmigkeit, mitten in den Sorgen, welche wir um des Glaubens willen leiden, eine sehr große Hoffnung auf Sicherheit bereitet durch die Hochpreisung des rumänischen Concils, so dass ihr, wie ihr schon oft schreibt,2 nicht duldet, dass die Bischöfe des Herrn davon abweichen. Damit es jedoch nicht scheine, als ob ich etwas zum Schaden der katholischen Verteidigung getan, glaubte ich in Betreff der Ordination desjenigen, welcher die Leitung der Kirche von Konstantinopel antrat, indessen nach keiner Seite hin eine (entscheidende) Antwort geben zu dürfen, indem ich zwar die Liebe nicht verweigere, jedoch eine offene Erklärung der katholischen Wahrheit erwarte. Euere Milde, ich beschwöre (euch), möge dies in billigem Sinne hinnehmen, damit wir uns, nachdem er sich gegen den katholischen Glauben so erwiesen, wie wir wünschen, über seine Lauterkeit desto mehr und sicherer erfreuen. Damit ihn aber kein böser Argwohn bezüglich unserer Gesinnung kränke, beseitige ich allen Anlass zu einer Beschwerde und fordere gar nichts, was entweder hart oder bedenklich erscheinen könnte, sondern ersuche um das, wessen sich kein Katholik weigert. Denn in der ganzen Welt sind die bekannt und offenkundig, S. 344 welche vor uns, sei es in der griechischen oder in der lateinischen Sprache, in der Verkündigung der katholischen Wahrheit hervorleuchteten, zu deren Wissenschaft und Lehre auch einige unserer Zeit hinzukommen, aus deren Schriften eine ebenbürtige und vielseitige Unterweisung hervorgeht. Diese hat die nestorianische Häresie vernichtet und ebenso auch den jetzt hervorkeimenden Irrtum abgeschnitten. Er möge also sorgfältig lesen, was von den heiligen Vätern als Glaube an die Menschwerdung des Herrn bewahrt und ebenso stets gelehrt wurde, und nachdem er gefunden, dass der Brief des Cyrillus, des Bischofs von Alexandrien heiIigen Andenkens, (durch welchen er den Nestorius bessern und heilen wollte, indem er seine bösen Lehren tadelte und die nicänische Glaubensentscheidung deutlicher auseinandersetzte, welchen auch, weil er von ihm übersendet wurden das Archiv des apostolischen Stuhles aufnahm.)3 mit dem Sinne der vorhergehenden übereinstimmt, dann gehe er auch die Akten der ephesinischen Synode durch, welchen gegenüber der Gottlosigkeit des Nestorius von Cyrillus heiligen Andenkens die Zeugnisse der katholischen Bischöfe über die Menschwerdung des Herrn beigegeben und angefügt sind. Er verachte es auch nicht, mein Schreiben durchzugehen, welches, wie er finden wird, mit dem frommen Sinne der Väter vollkommen übereinstimmt. Hat er dann erkannt, dass man von ihm (nur) das verlangt und wünscht, was ihm nützen wird, so möge er den Aussprüchen der Katholiken mit ganzem Herzen beistimmen, so dass er ein aufrichtiges Bekenntnis des gemeinsamen Glaubens mit seiner vollen Unterschrift vor dem ganzen Klerus und dem gesammten Volke abgibt, welches dem apostolischen Stuhle S. 345 und allen Bischöfen und Kirchen des Herrn mitgeteilt werden wird, damit, nachdem die Welt durch einen Glauben beruhigt worden, wir alle sagen können, was die Engel bei der Geburt des Erlösers aus Maria der Jungfrau gesungen:4 „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind.“
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Fehlt in mehreren Handschriften. ↩
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Die hier angedeuteten Briefe des Kaisers sind zwei an Leo selbst, der erste bald nach der Räubersynode, welchen der Papst im 54. Schreiben beantwortete, der zweite, in welchem er über die Ordination des Anatolius berichtet, und den Leo mit vorliegendem Briefe erwidert, ferner der (63.) Brief des Theodosius an die Kaiserin Placidia. Warum aber der Kaiser im Sinne der Eutychianer die nicänische Synode so sehr betonte, s. oben S. 292 Note 2. ↩
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Ist der 2. Brief des Cyrillus an Nestorius (s. oben S. 336); dass Cyrillus denselben an P. Cölestinus schickte, wissen wir aus dem (8.) Briefe desselben an P. Cölestinus (s. Papstbriefe III. Bd. S. 407, und dass der Papst ihn durchaus billigte, aus dessen (11.) Schreiben an Cyrilus (ebend. S. 420). ↩
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Lk 2:14. ↩