2. Cap.
Weil aber wir und unsere seligen Väter, deren Lehre wir verehren und befolgen, in der Eintracht eines Glaubens sind, wie es die Bischöfe aller Provinzen bezeugen, so wolle der gottesfürchtigste Glaube euerer Milde dahin wirken, dass das Schreiben des Bischofes von Konstantinopel, wie es einem bewährten und katholischen Bischofe gebührt, so bald als möglich an uns gelange, welches die offene und deutliche Erklärung entält, dass, wenn jemand über die Menschwerdung des göttlichen Wortes etwas anderes glaubt oder behauptet, als das Bekenntnis aller Katholiken und das meine bezeugt, er einen solchen von seiner Gemeinschaft ausscheide, damit wir ihm mit Recht unsere brüderliche Liebe in Christus schenken können. Damit aber unseren heilsamen Bemühungen ein schnellerer und vollständigerer Erfolg unter dem Beistande des Herrn durch den Glauben euerer Milde zu Teil werde, schickte ich an euere Frömmigkeit meine Brüder und Mitbischöfe Abundius und Asterius, aber auch die Priester Basilius und Senator, deren Gottesfurcht mir wohl bekannt ist, durch die ihr aus den ihnen mitgegebenen Instructionen1 unsere Glaubensregel gefälligst zur Kenntnis nehmen könnet, damit, wenn der Bischof von Konstantinopel diesem Bekenntnisse mit ganzem Herzen zustimmt, wir uns in Sicherheit, wie es sich geziemt, über den kirchlichen Frieden erfreuen S. 346 und gar kein Bedenken übrig bleibe, weshalb wir uns mit etwa überflüssigem Argwohn quälen würden. Wenn jedoch einige von der Reinheit unseres Glaubens und von der Autorität der Väter abweichen, so möge euere Milde, nach dem Wunsche der ob dieser Angelegenheit in Rom versammelten Synode und dem meinigen, 2 ein allgemeines Concil in Italien gestatten, damit in der Gegenwart aller3 für die Besserung derjenigen, welche aus Unwissenheit oder Furcht fielen, gesorgt werde und es niemand mehr freistehe, die nicänische Synode so anzuziehen, dass er als ein Feind des Glaubens derselben befunden wird, weil es sowohl der ganzen Kirche wie auch diesem euerem Reiche zum Vorteile gereichen wird, wenn ein Gott, ein Glaube und ein Geheimnis des Menschenheiles durch ein Bekenntnis der ganzen Welt festgehalten wird. Gegeben am 16. Juli unter dem 7. Konsulate des Valentinianus und dem des erlauchtesten Avienus.
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Diese bestanden in einer hinreichenden Anzahl von Zeugnissen der Väter über das fragliche Dogma, welche Leo dem Kaiser übersandte, wie es der 71. Brief bestätigt. ↩
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Diesen Wunsch hatte Leo dem Kaiser schon im 44. Briefe mitgeteilt. Der Papst hält also nur dann die Abhaltung einer allgemeinen Synode für notwendig, wenn nicht alle Bischöfe orthodoxe Glaubensbekenntnisse ablegen. ↩
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In dem Satze: ut in unum convenientibus omnibus hi, qui aut ignorantia . . . . correctionis remediis consulaturist nach omnibus offenbar ein Komma zu setzen. ↩