1.
S. 189Die Hebräer und alle israelitischen Stämme schmachteten einst wegen ihrer Sünden und ihrer Gott zugefügten Beleidigungen unter der drückenden Herrschaft der Philister1 . Um nun diese Feinde besiegen zu können, erneuerten sie, wie die heilige Geschichte erzählt, ihre körperlichen und geistigen Kräfte durch ein auferlegtes Fasten2 . Hatten sie doch erkannt, daß sie infolge ihrer Mißachtung der göttlichen Gebote und des Verfalls ihrer Sitten jene harte und unwürdige Knechtschaft verdienten und sie vergeblich einen Waffengang wagen würden, wenn sie nicht zuvor ihren eigenen Lastern zu Leibe gegangen wären. Sie griffen also zu dem Bußmittel strenger Abtötung, indem sie sich von Speise und Trank enthielten. Um ihre Feinde zu bezwingen, bezwangen sie zuerst die Lust ihres Gaumens. So kam es, daß jene grausamen Gegner und gewalttätigen Herren vor „Hungernden“ weichen mußten, während sie sich die „Gesättigten“ untertan gemacht hatten. Auch uns umringen, Geliebteste, gar mancherlei Widerwärtigkeiten und Gefahren. Auch wir müssen darum durch eine ähnliche Kasteiung Genesung suchen, wenn wir in ähnlicher Weise gerettet werden wollen. Befinden wir uns doch fast in der gleichen Lage wie die Hebräer; denn wie diese von Gegnern von Fleisch und Blut angegriffen wurden, so werden wir zumeist von inneren Feinden verfolgt. Überwinden wir diese durch unsere Besserung, die ein S. 190Geschenk der göttlichen Gnade ist, dann wird auch die Kraft aller sichtbaren Feinde an uns zuschanden werden: Durch eine Vervollkommnung unsererseits werden jene geschwächt, denen nicht ihre eigenen Verdienst, sondern unsere Vergehungen Macht über uns verliehen haben.