6.
Laßt uns darum, Geliebteste, an unsere Schwachheit denken, und weil wir gar leicht in alle möglichen Sünden fallen, in keiner Weise jene vorzügliche Arznei, jenes so wirksame Heilmittel für unsere Wunden geringschätzen! Laßt uns nachsichtig sein, auf daß man auch mit uns Nachsicht habe! Die Verzeihung, die wir für uns erbitten, wollen wir auch gewähren! Laßt uns nicht nach Rache verlangen, wenn wir für uns selbst um Gnade flehen! Verschließen wir nicht unser Ohr bei den Klagen der Armen! Rasch und bereitwillig wollen S. 195wir gegen die Notleidenden Barmherzigkeit üben, damit auch wir am Tage des Gerichtes würdig sind, Barmherzigkeit zu finden! Wer mit Hilfe der göttlichen Gnade sich auf solche Art zu vervollkommnen trachtet, der beobachtet gewissenhaft das heilige Fasten. Befreit von dem „Sauerteige seiner alten Bosheit“ wird er „mit den ungesäuerten Broten der Reinheit und Wahrheit“1 ein glückliches Ostern feiern. In würdiger Weise wird er sich infolge seines neu gestalteten Lebenswandels bei der geheimnisvollen Erlösung des Menschengeschlechtes freuen. Durch Christus, unseren Herrn, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebt und waltet in Ewigkeit. Amen.
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1 Kor 5,8 ↩