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Werke Leo der Grosse (400-461) Sermones Sämtliche Sermonen (BKV)
Sermo XXXIX-L
Sermo XLI. 3. Predigt auf die vierzigtägige Fastenzeit.

1.

Geliebteste! Unsere Pflicht ist es, immer ein weises und heiliges Leben zu führen und all unser Wollen und Handeln auf das zu richten, woran, wie wir wissen, die Gerechtigkeit Gottes ihr Wohlgefallen hat. Beim Nahen jener Tage aber, die uns die Geheimnisse unserer Erlösung anschaulicher vor Augen führen, müssen wir mit noch mehr Gewissenhaftigkeit und Ängstlichkeit auf die Reinigung unserer Herzen bedacht sein und mit noch größerer Lust alle tugendhaften Werke üben. Wie unsere geheimnisvolle Heilsgeschichte selbst in gewissen Teilen wunderbarer1 ist, so soll auch2 unser Pflichteifer etwas über sein gewohntes Maß hinausgehen! Ein je herrlicheres Fest einer mitzumachen hat, in desto schönerem Schmucke muß er daran teilnehmen. Offenbar ist es ganz in der Ordnung und sozusagen der Pflicht gegen Gott entsprechend, wenn man sich an einem Feiertage in hübscherer Kleidung zeigt und schon durch sein äußeres Auftreten die Heiterkeit seiner Seele kundgibt, wenn wir an solchen Tagen auch das Haus selbst, in dem wir zum Herrn beten, mit mehr Hingebung und Sorgfalt und mit reicherem Prunke zieren, soweit dies in unseren Kräften liegt. Ist es da nicht billig, daß sich die Seele des Christen, die ein wahrer und lebendiger S. 202„Tempel Gottes“ ist3 , verständigerweise ein schöneres Aussehen gibt und als Vorbereitung für das Fest ihrer wunderbaren Erlösung alle Vorkehrungen trifft, damit nicht irgendein Makel der Ungerechtigkeit ihrem Glanze schade oder irgendwelche Falte4 eines unaufrichtigen Herzens ihre Schönheit entstelle? Denn wozu nützt es, sich durch äußeren Putz den Schein der Ehrbarkeit zu geben, wenn der innere Mensch vom Schmutz gewisser Laster starrt? Alles, was des Herzens Reinheit und der Seele Spiegel trübt, muß man also unablässig entfernen und sozusagen durch Ausfeilung5 wieder blinkender machen. Jeder durchforsche sein Gewissen und lade sich vor seinen eigenen Richterstuhl! Er sehe darauf, ob er in den verborgensten Winkeln seines Herzens jenen Frieden findet, wie ihn Christus gibt6 , und ob nicht irgendwelche Begehrlichkeit des Fleisches mit den Bestrebungen des Geistes im Widerstreite liegt! Er sehe darauf, ob er nicht niedrige Verhältnisse verachtet und glänzende anstrebt; ob er nicht ungerechten Gewinn liebt und sein Vergnügen darein setzt, seinen Besitz ins Ungemessene zu mehren, ob ihn nicht der Wohlstand des Nächsten mit verzehrendem Neide erfüllt oder ihm das Unglück seines Feindes Anlaß zur Freude gibt! Und sollte er etwa von solchen Leidenschaften nicht das Geringste in sich entdecken, dann gehe er ernstlich mit sich darüber zu Rate, welchen Lieblingsgedanken er gewöhnlich nachhängt, ob er nicht an Truggebilden der Eitelkeit sein Wohlgefallen findet, oder endlich, wie rasch er sein Herz von dem abwendet, was ihm zu seinem Schaden schmeichelt; denn von keinerlei Reizen beeinflußt, von keinerlei Begierden aufgestachelt zu werden, ist nicht jenem Leben beschieden, das eine fortwährende Versuchung ist!7 . Und wer ihr nicht zu unterliegen fürchtet, unterliegt ihr sicherlich. Verrät es doch Dünkelhaftigkeit, wenn sich einer damit brüstet, wie leicht es ihm S. 203fällt, die Sünde zu meiden, da ja eine solch anmaßende Äußerung an sich schon sündhaft ist, nach den Worten des seligen Apostels Johannes: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so führen wir uns selbst in Irrtum und die Wahrheit ist nicht in uns“8 .


  1. als in anderen ↩

  2. zu solchen Zeiten ↩

  3. 2 Kor 6,16; vgl.1 Kor 6,19 ↩

  4. vgl.Eph 5,27 ↩

  5. der rostigen Stellen ↩

  6. vgl.Joh 14,27 ↩

  7. Vgl, Job 7,1 ↩

  8. 1 Joh 1,8; vgl.3 Kön 8,46; Spr 20,9; Pred 7,21 ↩

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