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Works Leo I, pope (400-461) Sermones Sämtliche Sermonen (BKV)
Sermo XXXIX-L
Sermo XLIV. 6. Predigt auf die vierzigtägige Fastenzeit.

2.

Was also, Geliebteste, jedem Christen stets zu tun obliegt, das hat man jetzt mit noch mehr Sorgfalt und Hingebung zu erfüllen. In einem vierzigtägigen Fasten sollen wir der von den Aposteln getroffenen Einrichtung nachkommen und dabei nicht allein den Genuß der Speisen einschränken, sondern vor allem auch dem Laster entsagen! Da es nämlich der Zweck der Abtötung ist, den Lüsten des Fleisches jeden Nährboden zu entziehen, so ist keine Art der Enthaltsamkeit erstrebenswerter, als die, jeden sündhaften Wunsch zurückzuweisen und jede unehrbare Handlung zu meiden. Von diesem gottgefälligen Werke sind weder Kranke noch Schwache ausgeschlossen. Kann sich doch auch in einem siechen und unnützen Leibe Herzensreinheit finden, wenn nur dort, wo die Sünde ihren Wohnsitz hatte, der Grund zur Tugendhafthigkeit gelegt wird. Darum vermag auch der schwache Körper des Kranken, der gar oft mehr zu tragen hat, als was er sich durch eine freiwillige Entsagung auferlegt, jenem Gebote nachzukommen. Vorausgesetzt bleibt natürlich, daß der Geist die ihm zustehende Pflicht erfüllt und wie er dem Leibe die Tafelfreuden versagt so auch selbst an nichts Ungerechtem seine Freude hat. Nichts aber ist uns nützlicher, als wenn wir mit einem vernunftgemäßen und heiligen Fasten auch noch die Werke des Almosens verbinden. In dem einen Worte „Barmherzigkeit“ sind gar viele löbliche fromme Handlungen inbegriffen, so daß selbst bei ungleichen Mitteln die Gesinnung der Gläubigen ein und dieselbe sein kann. Erstehen doch der Liebe, die man zugleich Gott und dem Nächsten schuldet, nie derartige Hindernisse, daß es ihr nicht immer frei stünde, Mildtätigkeit S. 222zu üben. Wer mit jeglichem Mißgeschick des anderen aus christlicher Nächstenliebe Mitleid fühlt, den macht nicht allein die Tugend des Wohlwollens, sondern auch das Gut des Friedens glücklich. Heißt es ja: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind“1 . Ein gar weites Feld der Betätigung bietet sich für die Werke der Barmherzigkeit. Gerade durch ihre Mannigfaltigkeit ermöglichen sie es den wahren Christen, daß nicht allein die Reichen und im Überfluß Lebenden, sondern auch die nur mäßig Begüterten und die Armen sich an der Spendung der Almosen beteiligen können.2 , daß die durch liebevolle Gesinnung einander ähnlich werden, denen für die Ausübung der Freigebigkeit nicht die gleichen Kräfte eigen sind. Als viele vor den Augen des Herrn von ihrem Überflusse reichliche Gaben in den Opferstock warfen, legte auch eine Witwe zwei Hellerstücke hinein.

Dies brachte ihr eine solch rühmende Anerkennung von Seiten Jesu Christi, daß sie trotz ihrer geringwertigen Gabe für würdig befunden wurde, allen voranzugehen, die eine Spende dargebracht hatten3 ; denn verglichen mit den reichen Gaben derer, denen immer noch viel übrig blieb, bestand das kleine Geschenk dieser in ihrer ganzen Habe. Wenn aber einer in so drückenden und armseligen Verhältnissen lebt, daß er bei seiner Bedürftigkeit nicht einmal zwei Heller zu opfern vermag, so belehren ihn die Weisungen des Herrn, wie er seiner Pflicht, guten Willen zu zeigen, genügen kann. Soll doch sogar jener, der einen Durstigen einen Becher frischen Wassers reicht, für diese Tat seinen Lohn empfangen!4 . Um uns also des Himmelreiches teilhaftig zu machen, hält der Herr für seine Diener solch einfache Ersatzmittel bereit, daß es nicht einmal unvergolten bleiben wird, wenn jemand dem Nächsten frisches Wasser zu trinken gibt, das doch nichts kostet und im Bereiche aller ist. Damit uns aber ein solcher Lohn nicht infolge irgendwelcher Hindernisse verschlossen bleibe, so S. 223zeigt uns dieses Beispiel des frischen Wassers, wie wir unsere Liebe betätigen können. Darum soll auch der nicht leer auszugehen glauben, dem etwa das Holz fehlte, um ein warmes Süppchen zu bieten. Nicht umsonst jedoch ermahnt der Herr, daß man diesen Becher in „seinem“ Namen reichen muß5 ; denn erst der Glaube macht wertvoll, was an sich unbedeutend ist. Den Gaben der Ungläubigen mangelt jedes rechtfertigende Verdienst, selbst wenn sie mit noch so großen Auslagen verbunden gewesen wären.


  1. Lk 2,14 ↩

  2. Diese Mannigfaltigkeit ermöglicht es ↩

  3. Mk 12,41 ff; Lk 21,1.ff. ↩

  4. Mt 10,42 ↩

  5. Mk 9,40 ↩

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