3.
Keine Zeit verlangt und verleiht. Geliebteste, eine solche Festigkeit in höherem Maße als die gegenwärtige. Wenn wir uns nun in diesen Tagen in besonderer Weise kasteien, so befolgen wir damit einen Brauch, an dem wir treu festhalten solen. Wißt ihr ja, daß dies die Zeit ist, in der der Satan wütet, und in der deshalb aif der gesamten Welt die Schar der christlichen Streiter den Kampf aufnehmen muß. Wenn daher einer bisher aus Trägheit gleichgültig war, oder in irdischen Sorgen aufging, so ist es für ihn jetzt an der Zeit, geistige Waffen zu ergreifen und dem Kampfesrufe der Posaune Gottes voll Begeisterung zu folgen. Quält doch den, „durch dessen Neid der Tod in die Welt gekommen ist“1 , bald maßlose Scheelsucht, bald unerträglicher Schmerz. Muß er ja mit ansehen, wie aus dem ganzen Menschengeschlechte immer wieder neue Völker die Kindschaft Gottes erlangen und durch die keusche Fruchtbarkeit der Kirche die Zahl der „Wiedergeborenen“ S. 250immer größer wird. Muß er ja mit ansehen, wie er seiner Herrscherrechte verlustig geht, wie man ihn aus den Herzen derer vertreibt, die er zu besitzen wähnte, und ihm tausende von Greisen, jungen Leuten und Kindern beiderlei Geschlechts entrissen werden. Er sieht, daß dort keinem mehr die Erbsünde oder eine eigene Schaden bringt, wo die Rechtfertigung nicht von Verdiensten abhängt, sondern einzig und allein ein Geschenk der reichen göttlichen Gnade ist2 . Er sieht, daß auch die Gefallenen und durch seine listigen Ränke Betrogenen durch die Tränen der Buße rein gewaschen werden und an den Mitteln Anteil erhalten, die zur Versöhnung mit Gott führen, da ihnen der Schlüssel des Apostels die Pforten der Barmherzigkeit aufschließt. Zudem weiß er gar wohl, daß der Leidenstag des Herrn naht und die Kraft des Kreuzes ihn zermalmt, jenes Kreuzes, das bei Christus, der von jeder todeswürdigen Schuld frei war, die Erlösung der Welt bedeutete, nicht etwa eine Sühne für3 Sünde.