Sermo VII. 2. Predigt über die Kollekten.
Geliebteste! Als mahnender Hirte weise ich euch hin auf das wohlbekannte Gebot: Widmet euch voll Hingebung und Eifer den Werken der Barmherzigkeit! Wenn ihr auch, andächtige Zuhörer, diese Forderung nie unbeachtet laßt, so müßt ihr doch jetzt mit noch größerer Bereitwilligkeit und in noch höherem Maße dieser Vorschrift nachkommen. Verlangt ja der erste der von den heiligen Vätern in so heilsamer Absicht für die Almosenopfer bestimmten Tage, daß ein jeder von euch seinem Gelöbnisse und seinen Kräften gemäß für die Bedürfnisse und zum Unterhalte der Armen von seinen Mitteln etwas beisteuert. Wißt ihr doch, daß Gott außer dem "Bade der Wiedergeburt"1 , durch das alle Makel der Sünde getilgt wurden, auch das Almosen der schwachen menschlichen Natur zur Genesung gab, auf daß jede Schuld, die wir in diesem Erdenwallen auf uns laden, durch mildtätige Spenden aufgehoben werde2 . Almosen sind Werke der Liebe, und "die Liebe deckt", wie wir wissen, "eine Menge Sünden3 . So S. 25laßt es euch also, Geliebteste, angelegen sein, für Montag euere freiwilligen Gaben bereitzuhalten, damit euch am Tage der ewigen Vergeltung vielfältig zuteil wird, was ihr an irdischem Gute geopfert habt!