2.
Weil aber unsere seit ewigen Zeiten beschlossene geheimnisvolle Erlösung weder ohne menschliche Schwachheit noch ohne göttliche Kraft vollbracht werden konnte, so wirkt jede Wesenheit im Verein mit der andern, was ihr eigentümlich ist. Das heißt, das Wort vollendet, was sich für das Wort, und der Mensch, was sich für den Menschen schickt. Die eine Natur zeichnet sich durch Wundertaten aus, die andere erliegt den Mißhandlungen. Jene behält mit dem Vater den gleichen Anteil an der Herrlichkeit, und diese verleugnet nicht, daß sie unser Wesen besitzt. Aber selbst als der Herr sein Leiden auf sich nahm, setzte er sich nicht in der Weise den Bedrängnissen der schwachen menschlichen Natur aus, daß er sich der Macht seiner Gottheit entkleidet hätte. All diese Verspottungen und Beschimpfungen, die Qualen und Martern, die der Gottlosen Wut gegen ihn ersann, hat er nicht unter dem Druck der Notwendigkeit ertragen, sondern aus freiem Willen hingenommen. „Ist doch der Menschensohn gekommen, um zu suchen und selig zu machen, was verloren war“1 . Ja, mit solcher Selbstverleugnung ließ er sich zur Erlösung aller die Bosheit seiner Verfolger gefallen, daß sogar seine Mörder durch das Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung gerettet werden konnten, wenn sie an ihn glaubten.
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Lk 19,10; vgl. Mt 18,11 ↩