3.
Darum bist auch du, o Judas, gottloser und unglücklicher als alle, weil dich nicht Reue zum Herrn zurückführte, sondern Verzweiflung zum Stricke trieb1 . Hättest du doch das Ende deines Verbrechens abgewartet und den schändlichen Tod des Erhängens so lange S. 279hinausgeschoben, bis das Blut Christi für alle Sünder vergossen wurde! Und wenn auch so viele Wunder und Gnaden des Herrn deinem Gewissen keine Ruhe mehr ließen, so hätten dich wenigstens jene Sakramente von deinem unseligen Schritte zurückhalten sollen, die du beim Ostermahl empfingst, als dein Verrat bereits durch ein Zeichen der alles wissenden Gottheit aufgedeckt war2. Warum mißtraust du der Güte dessen, der dich nicht von dem Genusse seines Fleisches und Blutes ausgeschlossen und dir nicht den Freundeskuß verweigert hat, als du mit einer Schar zusammengelaufener Leute und einer Abteilung bewaffneter Soldaten kamst, um ihn gefangenzunehmen?3 . Allein als verstockter Mensch, „als ein Hauch, der dahingeht und nicht wiederkehrt“4, folgtest du der wilden Verzweiflung deines Herzens. Satan stand zu deiner Rechten5 , und so fiel die gottlose Tat, die du gegen das Haupt aller Heiligen unternommen hattest, auf dein eigenes zurück6 . Deshalb bist du auch selbst zum Richter deiner Bosheit und zum Vollstrecker deiner Strafe geworden, weil dein Verbrechen das Maß jeder Sühne überschreitet.