4.
Nachdem dann der Herr den Essig gekostet, den ihm jener Weinstock reichte, der nicht blieb, wie er von S. 286seinem Schöpfer gepflanzt worden war, sondern sich in eine bittere fremde Rebe verwandelt hatte1 , rief er: „Es ist vollbracht!“2 . Das heißt: „Die Schrift ist erfüllt. Nun gibt es nichts mehr, was ich von dem wahnsinnigen und wütenden Volke noch erwarten müßte. Alles habe ich erduldet, was ich meiner Weissagung gemäß ertragen wollte. Verwirklicht sind die Geheimnisse der Schwachheit. Hervortreten sollen nunmehr die Beweise meiner Kraft!“ So neigte er denn sein Haupt, hauchte seine Seele aus und überließ seinen Leib, der am dritten Tage wieder auferstehen sollte, der Ruhe friedlichen Schlummers. Wie war euch da zumute, ihr Juden, als der Urheber des Lebens dies geheimnisvolle Opfer brachte und bei einer solchen Erniedrigung der göttlichen Hoheit das ganze Weltgebäude erzitterte?3 . Wie war euch da zumute, als die gesamte Schöpfung eueren gottlosen Frevel durch ihren Aufruhr verdammte und die Elemente selbst in unverkennbarer Weise ihr Urteil gegen die Schuldigen sprachen? Was sagte euch da euere Seele und euer Gewissen, als die Anklage der ganzen Natur auf euch lastete und sich nach vollbrachtem Vebrechen euere gottlose Tat nicht mehr ungeschehen machen ließ? Welche Bestürzung erfaßte euch da, und welche Qual litt jetzt euer Herz!