6.
Alles, was der Sohn Gottes zur Erlösung der Welt getan und gelehrt hat, erkennen wir nicht allein aus der Geschichte der früheren Ereignisse, sondern auch aus der Wirkung dieser Taten und Lehren auf unsere Tage. Der vom Heiligen Geiste aus jungfräulicher Mutter geborene Christus ist es, der durch denselben Geist seiner makellosen Kirche Fruchtbarkeit verleiht, so daß sie durch die Taufe unzählig viele Kinder Gottes hervorbringt, von denen geschrieben steht, „daß sie nicht aus dem Geblüte, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“1 . Christus ist es, in dem der Same Abrahams durch Annahme aller Menschen an Kindes Statt gesegnet wird2 . Der Patriarch wird also zum „Stammvater der Völker“, indem die „Söhne der Verheißung“ nicht aus dem Fleische, sondern aus dem Glauben hervorgehen3 . Christus ist es, der keine Rasse ausschließt, sondern alle Stämme, die unter Gottes Himmel wohnen, zu einer heiligen Herde vereinigt und so tagtäglich erfüllt, was er mit den Worten verheißen hatte: „Ich habe auch noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stalle sind. Auch diese muß ich herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird ein Hirt und eine Herde sein“4 . Wenn auch der Herr namentlich zu Petrus sprach: „Weide meine Schafe!“5 so wird doch die Fürsorge aller Hirten vom Herrn allein geleitet: S. 334Auf üppigen und wasserreichen Auen nährt er die Schäflein, die zu diesem Felsen kommen, so daß sie sich durch reiche Liebe gestärkt, nicht scheuen, in zahllosen Scharen für den Namen ihres Hirten zu sterben, wie auch der gute Hirte selbst gerne sein Leben für seine Schafe dahingab6 . Am Leiden Christi nehmen nicht allein die ruhmvollen standhaften Märtyrer teil, sondern auch alle Gläubigen, die nach Erneuerung verlangen, und zwar gerade durch ihre Wiedergeburt: Wenn man nämlich dem Satan entsagt und an Gott glaubt, sein altes Leben aufgibt und ein neues beginnt, den weltlichen Menschen ablegt und dem Vorbilde des Herrn folgt, so ist dies gewissermaßen ein Sterben und etwas der Auferstehung Ähnliches. So ist also derjeneige, der von Christus aufgenommen wurde und diesen in sich aufnahm, nach der Taufe ein anderer als er vor der Taufe war: Der Leib des Wiedergeborenen wird zum Leibe des Gekreuzigten.