5.
Nicht die Bedrängnis der eigenen Lage, sondern unsere Befreiung aus der Gefangenschaft war der Grund, warum Jesus Christus zu der im voraus bestimmten Zeit nach dem von ihm selbst gefaßten Entschlusse den Tod am Kreuze erlitt und ins Grab gelegt wurde. „Ist doch das Wort deshalb Fleisch geworden“1 , um aus dem Schoße der Jungfrau die leidensfähige Natur anzunehmen und am Menschen geschehen zu lassen, was gegen den Sohn Gottes unmöglich war. Obgleich schon bei der Geburt Christi die Anzeichen seiner Gottheit klar zutage traten2 und seine ganze Entwicklungszeit reich an Wundern war, hatte er doch in Wahrheit all unsere Schwächen angenommen. Keines unserer Gebrechen wies er, mit Ausnahme der Sünde, von sich, um uns andererseits von dem zu geben, was sein war, und uns persönlich zu helfen. Ein zweifaches Heilmittel hat für uns Arme der allmächtige Arzt bereitgehalten: Das eine ist sein Sakrament und das andere sein Beispiel. Durch das eine verleiht er uns überirdische Güter und durch das andere S. 357verlangt er von uns, was man von Menschen verlangen kann. Gott ist es, der uns rechtfertigt, und wir Menschen sind ihm dafür zu rückhaltloser Hingabe verpflichtet.