6.
Wenn sich auch, Geliebteste, die Größe dieses Erlösungswerkes nicht in Worte fassen läßt, so dürfen wir uns doch deswegen weder zum Stolze noch zur Lauigkeit verleiten lassen, weil wir einerseits nichts besitzen, was wir nicht empfangen hätten, und andererseits eindringlich ermahnt werden, die Geschenke der göttlichen Gnade nicht unbenutzt zu lassen1 . Mit Recht legt und also der sein Gebot auf, der uns mit seiner Hilfe zuvorkommt. Und voll Milde spornt uns der zum Gehorsam an, der uns der Glorie entgegenführt. Mit Recht ist darum auch der Herr unser "Weg"2 geworden, weil man nur durch Christus zu Christus gelangen kann. Durch ihn aber strebt zu ihm hin, wer auf dem Pfade seiner Geduld und Demut wandelt. Freilich fehlt es auf diesem Gange nicht an erschöpfenden Anstrengungen, verdüsternden Sorgen und plötzlich hereinbrechenden Schrecknissen. Es erwartet uns hier die Feindschaft der Gottlosen, die Verfolgungswut der Ungläubigen, das Drohen der Mächtigen und der Hohn und Spott der Stolzen. All diese Leiden hat "der Herr der Heerscharen und der König der Herrlichkeit3 als schwacher Mensch in einem dem Fleische der Sünde ähnlichen Leibe4 auf sich genommen, damit wir inmitten der Gefahren dieses Lebens ihnen nicht durch Flucht aus dem Wege zu gehen suchen, sondern vielmehr darnach verlangen, sie an uns herantreten zu lassen und sie zu überwinden.