1.
S. 401Geliebteste! Alle Katholiken wissen, daß das heutige Fest als eines der wichtigsten gefeiert werden muß, und alle sind sich darüber im klaren, welch große Verehrung man diesem Tage schuldet, den der Heilige Geist durch ein so erhabenes Gnadenwunder geheiligt hat. Seitdem der Herr über alle Himmelshöhen emporstieg, um seinen Platz zur Rechten des Vaters zu nehmen, ist dies der zehnte Tag. Seit seiner Auferstehung aber ist heute am Ausgangstage des Festes der fünfzigste Tag für uns angebrochen. Große Geheimnisse des Alten und Neuen Bundes birgt er in sich. Diese offenbaren aufs deutlichste, daß die Gnade durch das Gesetz vorherverkündet wurde und das Gesetz erst durch die Gnade seine Erfüllung fand. Am fünfzigsten Tage war einst dem von den Ägyptern befreiten Volke der Hebräer nach der Schlachtung des Osterlammes das Gesetz auf dem Berge Sinai gegeben worden1 . Ebenso kam auch nach dem Leiden Christi, durch welches das wahre Lamm Gottes getötet S. 402wurde, am fünfzigsten Tage seit seiner Auferstehung der Heilige Geist über die Apostel und die Schar der Gläubigen herab. Daraus kann der aufmerksame Christ unschwer ersehen, daß der Anfang des Alten Bundes ein Vorbild des Beginns des Evangeliums war, daß der zweite Bund von demselben Geiste gegründet wurde, von dem auch der erste aufgerichtet worden ist.
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vgl.Ex 19,17 ff. ↩