4.
Auch die seligen Apostel besaßen schon vor dem Leiden des Herrn den Heiligen Geist. Selbst in den Werken des Erlösers zeigte sich die Stärke seines Wirkens. Wenn der Herr seinen Jüngern die Macht gab, Krankheiten zu heilen und Teufel auszutreiben1 , so verlieh er ihnen dadurch die Kraft des nämlichen Geistes, durch die er selbst den Dämonen gebot. Diese Macht sprachen die gottlosen Juden Jesus ab und führten sein göttliches hilfreiches Wirken auf den Satan zurück2 . Wegen dieser Blasphemie vernahmen sie mit Recht den Urteilsspruch des Herrn: „Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber eine Lästerung gegen den Geist wird nicht nachgelassen werden. Wer immer ein Wort redet gegen den Menschensohn, dem wird vergeben werden; wer aber redet gegen den Heiligen Geist, dem wird nicht vergeben werden, weder in dieser Welt noch in der zukünftigen“3 . Daraus geht zur Genüge hervor, daß ohne Anrufung des Heiligen Geistes keine Vergebung der Sünden stattfindet, daß niemand ohne ihn in ersprießlicher Weise seine Schuld beklagen oder so, wie es sich gehört, zu Gott beten kann, nach den Aussprüchen des Apostels: „Um was wir beten sollen, wie es sich gebührt, wissen wir nicht, aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern“4 . „Niemand kann sagen: 'Herr Jesus', außer im Heiligen Geiste“5 . Ihn entbehren zu müssen, ist gar verderblich und todbringend, da niemand Verzeihung erlangt, wenn ihn sein Fürsprecher verläßt. Alle Jünger, die an den Herrn Jesus glaubten, trugen also, Geliebteste, den Heiligen Geist6 in sich. Auch die Gewalt, Sünden nachzulassen, hatten die Apostel schon damals erhalten, als sie der Herr nach seiner Auferstehung S. 410anhauchte und sprach: „Empfanget den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünde nachlasset, denen sind sie nachgelassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“7 .Allein zur Erreichung jener Vollkommenheit, die den Jüngern zugedacht war, wurden noch mehr Gnaden und eine noch stärkere Inspiration in Bereitschaft gehalten. Durch diese sollten sie empfangen, was sie noch nicht besaßen, und in den Stand gesetzt werden, das Empfangene sich noch besser zu eigen zu machen! In diesem Sinne sprach der Herr: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht fassen. Wenn aber jener Geist der Wahrheit kommt, so wird er euch die ganze Wahrheit lehren; denn er wird nicht von sich selber reden, sondern alles, was er hört, wird er reden, und das Zukünftige wird er euch verkünden; denn von dem Meinigen wird er nehmen und euch verkünden“8 .