5.
Was hat es zu bedeuten, daß der Herr seinen Jüngern den Heiligen Geist verheißt, obwohl er bereits gesagt hatte: „Alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan?“1 . Warum sagte er trotzdem noch zu ihnen: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht fassen. Wenn aber jener Geist der Wahrheit kommt, so wird er euch die ganze Wahrheit lehren?“2 . Wollte damit der Herr etwa zu verstehen heben, daß sein Wissen geringer sei, oder daß er vom Vater weniger gehört habe als der Heilige Geist, während doch gerade er die „Wahrheit“ ist und der Vater nichts sagen und der Geist nichts lehren kann ohne das „Wort“, während es gerade deshalb heißt: „Von dem Meinigen wird er nehmen“3 , weil Vater und Sohn geben, was der Geist empfängt? Es sollte mit jenen Worten keine neue Wahrheit verkündet und keine neue Lehre gepredigt, sondern nur die Fassungskraft derer vermehrt werden, die unterwiesen wurden! Es sollte dadurch nur jene standhafte Liebe gesteigert werden, die alle Furcht aus sich verbannt und vor der Wut der Verfolger nicht zurückbebt! Und es wurde auch der Wille der Apostel S. 411feuriger und ihre Kraft stärker, seitdem sie der Heilige Geist aufs neue so reichlich mit seinen Gnaden erfüllt hatte. Von der Erkenntnis der Lehre schritten sie dazu fort, alle Leiden geduldig zu ertragen: kein Sturm konnte sie mehr schrecken. Ihr Glaube trug sie siegreichen Schrittes hinweg über die brandenden Wogen der Zeit und die Raserei der Welt. Den Tod verachtend, brachten sie allen Völkern das Evangelium der Wahrheit.