Sermo XIII. 2. Predigt über das Fasten im Dezember.
Geliebteste! Wozu die Bestimmung dieser Tage und frommer Brauch uns mahnen, das predigen wir euch als treu sorgender Hirte: Feiert das Dezemberfasten, um in würdiger Weise ein Opfer der Enthaltsamkeit für die abgeschlossene Ernte aller Früchte Gott, ihrem Spender, darzubringen! Was könnte es wirksameres geben als das Fasten, durch dessen Beobachtung wir uns Gott nähern, dem Teufel widersagen und über alle lockenden Laster die Oberhand gewinnen! Stets holte sich die Tugend ihre Nahrung aus der Kasteiung. Enthaltsamkeit ist die Mutter züchtiger Gedanken, einer vernünftigen Willensrichtung und heilsamerer Ziele. Durch freiwillige Abtötung erstirbt die Lust des Fleisches und gewinnen die Tugenden neues Leben. Aber weil man das Heil seiner Seele nicht allein durch Fasten erreicht, so wollen wir unsere Entsagung auch noch durch Barmherzigkeit den Armen gegenüber ergänzen! Laßt uns auf die Ausübung dieser Tugend verwenden, was wir uns an Genüssen entziehen! Die Enthaltsamkeit des Fastenden werde zu einer Labung für den Bedrängten! Unser Eifer gelte dem Schutze der Witwen, dem Wohle der Waisen, der Tröstung der Betrübten und der Versöhnung der Entzweiten! Aufnahme finde der Fremdling, Hilfe der Unterdrückte, S. 48Kleidung der Nackte und liebevolle Pflege der Kranke! Dadurch soll ein jeder von uns, der Gott, dem Spender alles Guten, ein solch frommes Opfer an gerechten Werken dargebracht hat, würdig werden, von ihm auch den Lohn des Himmelreiches zu erlangen. Am Mittwoch und Freitag wollen wir also fasten, am Samstag aber beim heiligen Apostel Petrus unterschiedslos die Vigilien feiern, um durch seine für uns sprechenden Verdienste Erhörung unserer Bitten zu erlangen durch Jesus Christus, unseren Herrn, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebt und waltet in Ewigkeit! Amen.