2.
Durch welch herrliches Beispiel der heilige Märtyrer Laurentius, dessen Tod heute gefeiert wird, bei dieser vortrefflichen Art der Unterweisung wirkt, das konnten auch seine Verfolger erkennen. Denn sein ans Wunderbare grenzender Mut, den er vor allem aus seiner Liebe zu Christus schöpfte, blieb nicht nur selbst ungebrochen, sondern stärkte auch andere durch seine vorbildliche Ausdauer. Als sich nämlich die Grausamkeit der heidnischen Machthaber gerade gegen die auserlesensten Glieder am Leibe Christi kehrte und besonders die Angehörigen des Priesterstandes heimsuchte, da richtete der gottlose Tyrann seine Wut auch gegen den Leviten Laurentius, der nicht nur als Verwalter der Sakramente, sondern auch als Verwalter des Kirchenvermögens rühmlichst bekannt war. Von der Ergreifung S. 445dieses einen Mannes, erhoffte sich sein Feind einen doppelten Gewinn: Wäre es ihm gelungen, ihn zur Auslieferung des zu frommen Zwecken bestimmten Geldes zu bewegen, so hätte er ihm damit zugleich auch die wahre Religion entrissen. So greift also der geldgierige, gegen die Wahrheit kämpfende Wüterich zu zwei verwerflichen Mitteln, zur Habsucht, um ihm das Geld zu nehmen, und zur Gottlosigkeit, um ihm seinen Heiland zu rauben. Er verlangte von dem makellosen Verwalter des Heiligtums, ihm die Kirchenschätze zu bringen, nach denen ihn so sehr gelüstete. Und der rechtliche Levite zeigte ihm, wo er sie geborgen hatte, indem er ihm die ganze Scharen armer Christen entgegenführte, durch deren Speisung und Kleidung er sich Reichtümer hinterlegte, die er nie verlieren konnte. Waren sie doch um so sicherer geborgen, je gottgefälliger der Zweck war, für den sie, wie es der Augenschein lehrte, ausgegeben wurden.