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Werke Leo der Grosse (400-461) Sermones Sämtliche Sermonen (BKV)
Sermo LXXXVI-XCIV
Sermo LXXXVIII. 3. Predigt über das Fasten im September.

3.

Zu dieser mächtigen, unbezwinglichen Eintracht ladet uns, Geliebteste, auch das jetzige feierliche Septemberfasten ein. Frei machen sollen wir uns von irdischen Sorgen und weltlichen Geschäften und unsere Herzen zu Gott erheben! Weil wir aber diesem uns stets so notwendigen Vorsatz nicht immer insgesamt nachkommen können und wir infolge unserer menschlichen Schwäche aus Himmelshöhen gar oft wieder auf die Erde zurücksinken, so sollen wir uns wenigstens während dieser unserem Heile so förderlichen Tage der Welt mit ihrem Hasten und Treiben entziehen und uns etwas Zeit stehlen, um ewige Güter erwerben zu können! Heißt es doch in der Schrift: „In vielen Stücken sündigen wir alle“1 . Mögen uns auch tagtäglich durch Gottes Gnade mancherlei Verfehlungen verziehen werden, so haften doch den Unbedachtsamen zumeist schwerere Makel an, von denen sie sich mit besonderer Sorgfalt und durch größere Opfer reinigen müssen. Am besten aber tilgen wir unsere Sünden, wenn sich die ganze Kirche zu ein und demselben Gebete vereinigt und sich alle für schuldig bekennen. Der Herr verheißt schon zwei oder drei Gläubigen, die sich in heiliger und frommer Absicht zusammentun, die Gewährung S. 454dessen, worum sie ihn bitten2 . Was könnte da einer Schar von vielen Tausenden versagt bleiben, wenn sie sich alle in gleicher Weise an demselben Fasten beteiligen und alle, von demselben Geiste beseelt, einmütig Verzeihung erflehen?


  1. Jak 3,2 ↩

  2. vgl.Mt 18,20 ↩

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