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Werke Leo der Grosse (400-461) Sermones Sämtliche Sermonen (BKV)
Sermo LXXXVI-XCIV
Sermo XCIV. 9. Predigt über das Fasten im September.

1.

Geliebteste! Ich weiß gar wohl, daß die meisten von euch den christlichen Vorschriften mit solcher Hingebung nachkommen, daß sie nicht erst durch meine Ermahnungen dazu angespornt werden müssen. Weder Bildung noch Frömmigkiet läßt unbeachtet, was von alters her angeordnet und durch Gewohnheit eingewurzelt ist. Weil es aber zu den Pflichten des Priesters gehört, sämtlichen Kindern der Kirche die S. 477nämliche Sorge zuzuwenden, so fordern wir unterschiedslos alle zu dem auf, was Gebildeten und Ungebildeten, die wir1 in gleicher Weise lieben, nutzbringend ist. Laßt uns darum das Fasten, das uns die Wiederkehr des September auferlegt, in freudigem Glauben durch Kasteiung an Leib und Seele begehen! Obgleich die Verkürzung der Nahrung eigentlich nur das Fleisch zu berühren scheint, so wird doch den Sinnen unseres Körpers nichts gestattet oder versagt, was nicht ebenso den herrschenden Geist wie den ihn dienenden Leib anginge. Da also jeder Mensch die Pficht hat, in zweifacher Weise Enthaltsamkeit zu üben und keine unserer Handlungen nur auf den Körper allein, gar vieles dagegen ausschließlich auf die Seele zurückzuführen ist, so muß uns schon unser Verstand sagen, wie ungebührend und ungerecht es wäre, wenn der Untergebene das unbeachtet lassen wollte, was sein Vorgesetzter ihm befiehlt. Damit aber unser vernunftbegabter Geist mit Erfolg den äußeren Menschen im Zaume halten kann, muß er sich auch selbst Entsagungen auferlegen. Soll man doch nach den Worten der Schrift: „Gehe deinen Begierden nicht nach und wende dich ab von deinem Willen!“2 nicht nur das sündhafte Verlangen des Leibes, sondern auch das der Seele bekämpfen! Wer sich also dessen enthält, was das Fleisch begehrt, der möge auch sein Inneres von allem Bösen fernhalten! Die schädlichste Nahrung für die Seele wäre es, wenn sie das wünschte, was ihr verboten ist. Nur Verderben brächte es ihr, wenn es ihr Freude machte, auf schimpflichen Gewinn auszugehen oder sich in Hoffart zu überheben oder ihre Rachsucht zu befriedigen. Obgleich die Regungen unseres Fleisches diesen Leidenschaften dienstbar sind, so trägt doch für alles3 , die „Urheberin“, die Verantwortung. Die Beschaffenheit unseres Handelns wird der aufgerechnet, die unser Wollen bestimmt. Dieses Wollen von allen schlimmen Begierden frei zu halten, das ist das beste und größte Fasten; denn nur dann bringt es Früchte, sich der Lust des Gaumens zu enthalten, wenn die äußere Abtötung aus innerer Selbstzucht hervorgeht.


  1. übrigens ↩

  2. Ekkli 18,3o;vgl.Röm 6,12f. ↩

  3. die Seele ↩

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