Edition
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De Anima
L. DE MORTIS VI ET DE MENANDRO HAERETICO.
[1] Satis de speculo mortis, id est de somno, cum etiam de negotiis somni, id est de somniis; nunc ad originem huius excessus, id est ad ordinem mortis, quia nec ipsam sine quaestionibus, licet finem omnium quaestionum. [2] Publica totius generis humani sententia mortem naturae debitum pronuntiamus. Hoc stipulata est dei uox, hoc spopondit omne quod nascitur, ut iam hinc non Epicuri stupor suffundatur negantis debitum istud ad nos pertinere, sed haeretici magi Menandri Samaritani furor conspuatur dicentis mortem ad suos non modo non pertinere, uerum nec peruenire: in hoc scilicet se a superna et arcana potestate legatum, ut immortales et incorruptibiles et statim resurrectionis compotes fiant, qui baptisma eius induerint. [3] Legimus quidem pleraque aquarum genera miranda, sed aut ebriosos reddit Lyncestarum uena uinosa aut lymphaticos efficit Colophonis scaturigo daemonica aut Alexandrum occidit Nonacris Arcadiae uenenata. Fuit et Iudaeae lacus medicus ante Christum. Plane Stygias paludes poeta tradidit mortem diluentes, sed et Thetis filium planxit. Quamquam si et Menander in Stygem mergit, moriendum erit nihilominus, ut ad Stygem uenias; apud inferos enim dicitur. [4] Quaenam et ubinam ista felicitas aquarum, quas nec Iohannes baptizator praeministrauit nec Christus ipse discipulis demonstrauit? Quod hoc Menandri balneum? Comicum credo. Sed cur tam infrequens, tam occultum, quo paucissimi lauant? Suspectam enim faciam tantam raritatem securissimi atque tutissimi sacramenti, apud quod nec pro deo ipso mori lex est, cum contra omnes iam nationes ascendant in montem domini et in aedem dei Iacob mortem per martyrium quoque flagitantis, quam de Christo etiam suo exegit. Nec magiae tantum dabit quisquam, ut eximat mortem aut repastinet uitis modo uitam aetate renouata. Hoc enim ne Medeae quidem licuit in hominem, etsi licuit in ueruecem. [5] Translatus est Enoch et Helias nec mors eorum reperta est, dilata scilicet; ceterum morituri reseruantur, ut antichristum sanguine suo extinguant. Obiit et Iohannes, quem in aduentum domini remansurum frustra fuerat spes. Fere enim haereses ad nostra exempla prosiliunt inde sumentes praesidia quo pugnant. Postremo compendium est: ubi sunt illi quos Menander ipse perfudit, quos in Stygem suam mersit? Apostoli perennes ueniant, adsistant; uideat illos meus Thomas, audiat contrectet et credidit.
Übersetzung
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Über die Seele. (BKV)
50. Cap: Über den Tod. Alle Menschen sind ihm unterworfen. Die Vorspiegelungen des Häretikers Menander.
S. 363 Genug nun von dem Spiegelbilde des Todes, dem Schlafe, genug auch von den Verrichtungen im Schlafe, den Träumen! Zurück nun zum Ausgangspunkt dieser Abschweifung, d. h. zu den Vorgängen beim Tode, weil er selbst noch Fragen unterliegt, wenn er gleich das Ende alles Fragens ist.
Nach der allgemeinen Meinung des ganzen menschlichen Geschlechtes bezeichnen wir den Tod als einen der Natur schuldigen Tribut. Ihn hat sich ausbedungen der Ausspruch Gottes,1 ihm hat sich verpfändet alles, was geboren wird, so dass schon dadurch der Blödsinn Epikurs beschämt wird, der leugnet, dass diese Schuld uns etwas angehe, und noch mehr der Wahnsinn des Häretikers Menander aus Samaria seine Verwerfung findet, der sagt, der Tod gehe die Seinigen nicht nur nichts an, sondern treffe sie gar nicht einmal. Zu diesem Ende nämlich sei er, Menander, von der höchsten und verborgenen Macht gesendet worden, damit die, welche seine Taufe annehmen, unsterblich, unvergänglich und sofort der Auferstehung teilhaftig würden.
Wir lesen zwar, dass manche Arten von Wasser die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wie z. B. die weinartige Wasserader der Lynkestier2 trunken macht, der dämonische Sprudel zu Kolophon Wahnsinn bewirkt und Alexander in die giftige Quelle Nonakris in Arkadien geriet. Es hatte auch in Judäa ein Teich Heilkraft vor der Zeit Christi. Von den stygischen Sümpfen erzählt der Dichter gar, dass sie den Tod abwaschen. Aber sogar Thetis musste ihren Sohn beweinen. Wenn Menander die Leute in den Styx tauchte, so müssten sie trotzdem doch erst sterben, um zum Styx zu gelangen. Denn er befindet sich in der Unterwelt. Wie und wo in aller Welt ist doch dieses glückselige Gewässer, welches uns früher Johannes der Täufer nicht geschenkt, noch Christus selbst den Jüngern gezeigt hat? Dieses Bad des Menander, was ist es? Ich glaube, es ist komödienhaft.3 Aber warum ist es denn so selten, so unbekannt, und warum gehen so wenige in diese Schwemme? Mir ist es sehr verdächtig, dass diese so sichere und sichernde Geheimlehre, bei der es auch kein Gebot ist, für Gott zu sterben, so wenig Anhänger zählt, während doch bereits alle Nationen hinaufsteigen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Jakobs, obwohl dieser den Tod durch das Martyrium sogar fordert und ihn selbst seinem Gesalbten nicht erlassen hat. Nicht einmal der Zauberei wird man die Macht zutrauen, den Tod beseitigen, den Lebensbaum wie einen Weinstock aufhacken und das Alter verjüngen zu können. Das vermochte nicht einmal Medea beim Menschen, wenn sie es auch bei einem Hammel konnte.
S. 364 Henoch und Elias wurden entrückt, und ihr Tod wurde nicht gesehen, d. h. er ist aufgeschoben. Sie werden übrigens für das Sterben aufbewahrt, um den Antichrist mit ihrem Blute zu ersticken. Es starb auch Johannes, von welchem man vergebens hoffte, er werde bis zur Erscheinung des Herrn dableiben. Denn in der Regel bemächtigen sich die Häresien unserer Beispiele und entnehmen davon die Waffen, womit sie sich decken. Mit einem Worte endlich: Wo sind denn die, welche Menander selbst getauft, die er in seinen Styx eingetaucht hat? Seine unvergänglichen Apostel mögen kommen und ihm Beistand leisten! Mein Thomas soll sie dann beschauen; mag er sie hören, betasten und dann glauben!